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Ernst Boger, Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oehringen

und ungemessen waren, welche letztere übrigens im Jahre 1609 in gemessene verwandelt wurden, von Beden und Steuern besonders zu sprechen.

Es war somit unwahrscheinlich, daß bei dem allgemeinen Auflodern der Empörung im südwestlichen Deutschland die Grafschaft unberührt bliebe. Und dieß war um so weniger der Fall, als ein ehrgeiziger und gewandter Mann, erfüllt von unauslöschlichem Haß gegen die Grafen von Hohenlohe, sich der Sache annahm.

Wendelin Hipler, ehemals in Diensten bei dem im Jahr 1490 gestorbenen Grafen Albrecht II., dann in denen Graf Krafts VI., „ein feiner geschickter Mann und Schreiber,“ sagt Goetz von Berlichingen in seiner Selbstbiographie, „als man ungeferlich einen im Reich finden solt, war auch etwann ein hohenlohischer Canzler gewest,“ war in der Grafschaft und Stadt Oehringen eine bedeutende Person. Er baute die Walkmühle in Oehringen und wußte es dahin zu bringen, daß die Tuchmacher ihre Tücher dort walken lassen mußten; auch gehörte ihm der Platz- und Stolzenecker-Hof und verschiedene Seen in der Nähe. Wegen dieser Seen, durch deren Schwellung er die benachbarten Güterbesitzer in Schaden brachte, kam er in Streit mit dem Grafen Albrecht III. und den benachbarten Gemeinden. Ein bestelltes Schiedsgericht (4. Mai 1514) sprach aus, daß zu Vermeidung aller Irrungen Wendel Hipler seine beiden Höfe samt Zubehör an den Grafen Albrecht um 2000 fl. verkaufen solle. Dieß geschah und Wendel Hipler wurde zur Bezahlung der Zinsen mit 100 fl. auf die Einkünfte von Forchtenberg angewiesen. Der Groll war aber nicht entfernt; Wendel Hipler verließ die Grafschaft und im Jahr 1524 lebte er in Wimpfen. Er setzte sich mit den gräflichen Unterthanen in Verbindung und so wurde er 1524 Anwalt vor dem Reichsregiment zu Eßlingen für Peter Lübelstat von Pfedelbach, für den Brunnen-Leonhard, Schönmichel von Verrenberg u. A. gegen den Grafen Albrecht; überhaupt war sein eifrigstes Bestreben im Jahr 1524 dahin gerichtet, die Grafschaft in Aufruhr zu bringen. Er trat mit angesehenen Männern Oehringens, die aus beleidigtem Ehrgeiz oder ihrer zerrütteten Vermögensumstände halber einen Umsturz des Bestehenden wünschten, in Verbindung, namentlich mit Klaus Salm. Die Oehringer Rädelsführer versammelten sich (2. April) in Lienhard Stahls Haus und verzehrten, trotz der Fastenzeit, ein Kalb mit einander. Dadurch kam die Sache den Behörden, nämlich dem Keller Hans Sigginger und dem Schultheißen Wendel Hohebuch zu Ohren. Diese wollten bei dem Grafen in Neuenstein

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Ernst Boger, Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oehringen. H. Lindemann, Stuttgart 1865, Seite 165. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAOehringen0165.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)