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Ernst Boger, Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oehringen

das Kocherthal einzieht. Die Gebäude, welche zum Theil ansehnliche Bauernwohnungen sind, liegen ziemlich gedrängt an den mäßig hohen, jedoch steilen Thalgehängen und sind gegen den Zutritt der Winde, mit Ausnahme der von Westen herkommenden, geschützt. Die alte, baufällige Kirche liegt in der Mitte des Orts und sieht dem Abbruch entgegen; die Baulast derselben liegt gegenwärtig im Prozeß zwischen dem Staat und der Gemeinde.

Der Begräbnißplatz liegt um die Kirche.

Das 1515 erbaute Pfarrhaus ist ziemlich klein, jedoch in gutem baulichen Zustande.

Freundlich gelegen ist das 1837 erbaute Schulhaus; es enthält ein Lehrzimmer und die Wohnung des Schulmeisters. An der Schule, die gegenwärtig von etwa 100 Kindern besucht wird, unterrichten ein Schulmeister und ein Lehrgehülfe. Das Nominationsrecht zur Schulstelle hat der Fürst von Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst. Filiale in kirchlicher Beziehung sind: Bauersbach, Braunoldswiesen, Reisachshof, Stegmühle, Goggenbach, Brachbach, Rüblingen, Einweiler, Herdlingshagen, Rückershausen und Laiblinshof, die mit Ausnahme von Rüblingen auch in den Schulverband gehören. Eine Industrieschule und Stiftungen für Kirchen- und Armenzwecke im Betrag von 2000 fl. sind vorhanden.

Vicinalstraßen führen über Goggenbach nach Kupferzell und über Einweiler nach Hall.

Der Ort hat Mangel an gutem Trinkwasser, indem ein schwacher Rohrbrunnen und einige Pumpbrunnen nur nach Regen schlechtes Wasser liefern, so daß in trockenen Jahreszeiten der Wasserbedarf von Außen herbeigeführt werden muß.

Die Einwohner finden ihre Haupterwerbsquelle in der Landwirthschaft, nebenbei sind ziemlich viele, für das örtliche Bedürfniß arbeitende Handwerker vorhanden; ihre Vermögensumstände gehören nicht zu den besten der Kupferzeller Ebene, indem nur vier größere Bauerngüter vorhanden sind, von denen das bedeutendste 80 Morgen hält und die übrigen nur 60 Morgen betragen.

Die nicht große Markung gehört, mit Ausnahme des schroff eingefurchten Eschenthals, zur Kupferzeller Ebene und hat im allgemeinen einen ergiebigen, theils lehmigen, theils kalkreichen Boden, in welchem die gewöhnlichen Cerealien und Brachgewächse mit gutem Erfolg gebaut werden. Der Ertrag der Felder ist etwas geringer als in Eschelbach und der Verkauf an Feldfrüchten nicht bedeutend. Die Ackerpreise bewegen sich von 100–300 fl. per Morgen.

Empfohlene Zitierweise:
Ernst Boger, Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oehringen. H. Lindemann, Stuttgart 1865, Seite 208. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAOehringen0208.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)