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Ernst Boger, Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oehringen

während nur an der südlichen und westlichen Seite Häuserreihen und Gruppen, gleichsam Vorstädte, außerhalb der eigentlichen Altstadt allmählig entstanden sind.

Von öffentlichen Gebäuden sind zu nennen:

1) Die uralte Pfarrkirche, welche jedoch im Laufe der Zeit, namentlich im Jahr 1688, verändert und entstellt wurde, so daß von ihrer ursprünglichen romanischen Bauweise nur wenig übrig geblieben ist, erhielt in ihrem Innern eine weiße Tünchung und wurde durch Emporen etc. störend verbaut; Altar, Orgel und Kanzel sind im Rococostyl gehalten, letztere soll ein Werk des Bildhauers Kern sein. Vom Langhaus führt ein romanischer Triumphbogen in das untere Stockwerk des Thurms, das die Stelle des Chors vertritt. An der nördlichen Außenseite des Langhauses ist über dem Eingang eine von der ursprünglichen Kirche herrührende Lünette mit einem durchaus unkünstlerisch ausgeführten Christuskopfe eingemauert, die von hohem Alterthum zeugt. Der ebenfalls veränderte, viereckige, aus fünf Stockwerken bestehende Thurm enthält noch einzelne Schießscharten, die gegen Innen rundbogig sind und die ursprünglich romanische Bauweise nachweisen. Die auf demselben hängenden drei Glocken tragen folgende Umschriften: 1) Me fecit Leonhart Löw in Nurmberg. A. 1649. Da pacem Domine in diebus nostris. – 2) Gegossen in Schwäbisch Hall. Aliis inserviendo consumor. Mein Klang wird wohl gehört, ich aber werd verzehrt. Johann Martin Dietz hat mich gegossen, anno Christi 1704 aus dem Feuer geflossen. – 3) Friedrich August Karl von Hohenlohe-Ohringen; umgegossen von Joh. Georg König im Monat Mai anno 1824. – Die Kirche und das ihr nahe gelegene, gut unterhaltene Pfarrhaus unterhält die Gemeinde aus einer besonderen Zehntablösungskasse.

Das Schulhaus enthält zwei Lehrzimmer, die Wohnungen des Schulmeisters und des Lehrgehilfen.

Das 1723 aus Stein erbaute, zweistockige, mit Mansardendach versehene Rathhaus steht an der Hauptstraße im östlichen Theil des Orts.

Ein Armenhaus, ein Backhaus, ein Waschhaus mit Dörrofen, ein Schafhaus und eine Kelter mit 11 Bäumen sind vorhanden.

Der Begräbnißplatz, auf dem eine Kapelle steht, liegt außerhalb der Stadt jenseits des Kochers.

Die Stadt hatte bis zum Jahr 1819 einen Amtmann, gegenwärtig ist sie der Sitz eines Amtsnotars und eines Unteramtsarztes; auch befindet sich daselbst eine Apotheke.

Empfohlene Zitierweise:
Ernst Boger, Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oehringen. H. Lindemann, Stuttgart 1865, Seite 213. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAOehringen0213.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)