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Ernst Boger, Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oehringen

Durch den Ort führt die Kocherthalstraße und eine Vicinalstraße über Wohlmuthhausen und Kirchensall stellt mit ziemlichem Umwege die Verbindung mit der Oberamtsstadt her. Eine ursprünglich steinerne Brücke ist über den Kocher angelegt, die nun, seit das Hochgewässer im Jahr 1842 den mittleren Pfeiler zerstörte, theilweise aus Holz gebaut ist. Überdieß führen zwei steinerne Brücken und ein hölzerner Steeg über die Kupfer.

Es ist ein laufender Brunnen vorhanden, dessen gutes Wasser auf dem entgegengesetzten Ufer der Kupfer gefaßt, und in einer etwa 1/8 Stunde langen Wasserleitung der Stadt zugeführt wird; überdieß besteht noch ein Ziehbrunnen. In ganz trockenen Jahrgängen lassen die Brunnen nach, doch nicht in dem Grade, daß Wassermangel entstünde.

Die Einwohner, die sich im allgemeinen in mittelmäßigen Vermögensumständen befinden, treiben vorzugsweise Feldbau, Weinbau und Viehzucht; von den Gewerben wird die Roth- und Weißgerberei stark betrieben und die Waaren auf dem Heilbronner Markt abgesetzt. Auch besteht eine Wollspinnerei mit 360 Spindeln, mit der eine Färberei und Walke verbunden ist. Die Kupfer treibt zunächst der Stadt die Krebsenmühle mit zwei Mahlgängen und einem Gerbgang, und die Mittelmühle mit zwei Mahlgängen und einem Gerbgang. In einiger Entfernung von der Stadt setzt der Kocher die Kochermühle mit vier Mahlgängen und einem Gerbgang in Bewegung. Mit zwei dieser Mühlen sind auch Gypsmühlen und Hanfreiben verbunden, und eine ist zugleich Ölmühle; überdieß ist eine Lohmühle, wie auch eine Ziegelhütte vorhanden.

Die mittelgroße Markung, von der überdieß noch ein namhafter Theil mit Wald bestockt ist, wird theilweise von den Thälern des Kochers, der Kupfer etc. durchzogen und ist mit Ausnahme der Anhöhen sehr uneben und deshalb mühsam zu bebauen; auch der Bau der eben gelegenen Güter, ist, mit Ausnahme der Thalebene, wegen der steilen Steigen, die zu denselben führen, sehr beschwerlich und kostspielig. Der Boden ist im allgemeinen fruchtbar und besteht an den Gehängen aus den kalkreichen, wärmehaltenden, dem Weinbau sehr günstigen Zersetzungen des Muschelkalks, auf den Hochebenen theils aus Malmboden, theils aus fruchtbarem Lehm und in der Thalebene aus sehr ergiebigen Alluvionen.

Zum Anbau kommt vorzugsweise Dinkel, Gerste, sehr wenig Haber, Roggen und Einkorn. Der durchschnittliche Ertrag wird zu 8–9 Scheffel Dinkel und 5 Scheffel Gerste per Morgen angegeben.

Empfohlene Zitierweise:
Ernst Boger, Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oehringen. H. Lindemann, Stuttgart 1865, Seite 214. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAOehringen0214.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)