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Ernst Boger, Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oehringen

Das Pfarrhaus, welches 1622 erbaut wurde, befindet sich in gutem Zustande und wird von dem inkamerirten Stift Oehringen unterhalten.

Das Schulhaus, ein massiv steinernes Gebäude, wurde erst in neuerer Zeit erkauft und steht neben dem früheren Schulhause; letzteres trägt über dem Eingang das Hohenlohe’sche Wappen und die Jahrszahl 1618; in dem ersteren befinden sich zwei Lehrzimmer, die Wohnung des Schulmeisters und die Gelasse für den Gemeinderath.

Eine Kelter und zwei Armenhäuser sind vorhanden.

Mit frischem Trinkwasser, das ein laufender und mehrere Pumpbrunnen liefern, ist der Ort hinreichend versehen, überdieß fließt, wie schon bemerkt wurde, der auf der Hochebene der Waldenburger Berge entspringende Michelbach, mitten durch das Dorf, und nimmt bei seinem Eintritt in dasselbe den am Fuß des Gabelsteins entspringenden Rechtenbach auf.

Eine Vicinalstraße von der 5/4 Stunden nordwestlich gelegenen Oberamtsstadt herkommend, führt durch den Ort und weiter über Ober-Steinbach und Gnadenthal nach Hall.

Die große Markung ist theils eben, theils greifen die Waldenburger Berge noch in dieselbe ein; der durchgängig für den Feldbau benützte, ebene Theil hat einen fruchtbaren Lehmboden, während der für den Waldbau und Weinbau benützte, bergige Theil aus Keupermergel und aus den Zersetzungen des Keupersandsteins besteht. Steinbrüche, die vortreffliche Werk- und Bausteine liefern, sind vorhanden, wie denn auch die Steine zu dem Eisenbahn-Viadukt über das Ohrnthal auf der Markung gewonnen wurden. Eine Lehmgrube ist in der Nähe des Orts angelegt. Die im allgemeinen fleißigen und verständigen Einwohner treiben Feldbau, Viehzucht, Wein- und Obstbau; ihre Vermögensumstände sind gut und haben sich in Folge der günstigen Weinjahre wesentlich gesteigert. Güterbesitze bis zu 50 Morgen sind vorhanden. Von den Gewerben sind zwei Schildwirthschaften und drei Krämer zu nennen. Der Feldbau wird im Dreifeldersystem gut betrieben; man baut die gewöhnlichen Getreidefrüchte, besonders Dinkel und Weizen und in der Brache Kartoffeln, Futterkräuter, Reps etc.; der Verkauf an Getreidefrüchten nach Außen ist beträchtlich. Die Wiesen liefern in nicht zu trockenen Jahrgängen reichlich gutes Futter; ihre Preise bewegen sich von 300–800 fl., und die der Äcker von 300–600 fl. per Morgen.

Auch das Obst, besonders das Steinobst geräth sehr gut und

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Ernst Boger, Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oehringen. H. Lindemann, Stuttgart 1865, Seite 268. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAOehringen0268.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)