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Ernst Boger, Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oehringen

Füllungen und trägt ein sechsseitiges spitzes Zeltdach. Im Innern der Kirche befindet sich nichts Bemerkenswerthes. Die Verstorbenen werden in Baum-Erlenbach beerdigt.

Das freundliche, im Jahr 1838 erbaute Schulhaus, das zugleich die Wohnung des Schulmeisters enthält, wurde, wie auch der Brückenbau, mittelst Umlagen unter der Bürgerschaft zu Stande gebracht.

Beinahe in der Mitte des Dorfs steht eine geräumige Kelter mit zwei Bäumen, in der auch die Rathsstube sich befindet.

Die im allgemeinen geordneten Einwohner, deren Haupterwerbsmittel in Feldbau, Weinbau und Viehzucht bestehen, befinden sich in guten Vermögensverhältnissen; der bedeutendste Besitz beträgt 70 Morgen, der durchschnittliche 30–40 Morgen, während einzelne Handwerker und Taglöhner weniger Grundeigenthum haben.

Der Ackerbau wird theils auf den flachen Ausläufern gegen das Kocherthal, theils auf den Anhöhen mit Vortheil getrieben; der hiezu benützte Boden besteht meist aus einem fruchtbaren Diluviallehm, der nur auf den Anhöhen, wo die Lettenkohlengruppe denselben unterlagert, theilweise etwas sandiger und leichter wird. Man baut die gewöhnlichen Getreidearten, Reps, Futterkräuter und Kartoffeln. Von dem Getreideertrag kann über den eigenen Bedarf noch etwa 250 Scheffel nach Außen verkauft werden. Die Ackerpreise wechseln von 200–500 fl. per Morgen.

Der Weinbau wird an den südlich geneigten, kalkhaltigen Abhängen der rechten Kocherthalseite getrieben und liefert einen kräftigeren, haltbareren Wein als sonst die Kocherthalweine zu sein pflegen; es werden in günstigen Jahren 150 Eimer erzeugt; der Absatz des Weins, der im Jahr 1863 mit 47 fl. per Eimer bezahlt wurde, geschieht in die Nachbarorte.

Der Obstbau, der sich mit den gewöhnlichen Kernobstsorten und vorzugsweise mit Zwetschgen beschäftigt, beschränkt sich größtentheils auf die nächste Umgebung des Dorfs.

Die Kocherthalebene dient als Wiesengrund, dessen reichlicher Futterertrag (45–50 Centner per Morgen) einen beträchtlichen Viehstand zuläßt; mit gemästeten Ochsen und Rindern wird Handel getrieben. Bürger mit ausgedehnterem Güterbesitz halten auch Pferde.

Die Schafweide ist an einen fremden Schäfer, der etwa 200 Stücke Bastarde auf der Markung laufen läßt, mit Einschluß des Pferchs um 500 fl. jährlich verpachtet.

Der Kocher liefert Weißfische, Aale und Barben; das Fischrecht

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Ernst Boger, Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oehringen. H. Lindemann, Stuttgart 1865, Seite 273. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAOehringen0273.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)