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Ernst Boger, Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oehringen

Ende eines zwischen dem Epbach und dem Bernbach sich hinziehenden Flachrückens eine sehr angenehme, jedoch etwas unebene Lage. Beide Bäche, welche an der Stadt, der Epbach auf der südlichen, der Bernbach auf der nordwestlichen Seite, ganz nahe vorbeifließen, vereinigen sich unterhalb derselben zunächst an dem sehr ansehnlichen Weiher, der Herrensee genannt, der innerhalb des ehemaligen Schloßgartens von dem Epbach und theilweise von dem Bernbach gespeist wird. Außer diesem Weiher besteht noch an der Südseite der Stadt der lang gedehnte Walksee; der zunächst der Stadt gelegene Schneckensee und der Schleifsee sind in neuerer Zeit abgegangen und in fruchtbaren Wiesengrund und in Baumfeld umgewandelt worden, so daß die Stadt mit Seen und Bächen auf drei Seiten umgeben war, was im Mittelalter zur Unzugänglichkeit derselben einigermaßen beigetragen haben mag. Die Stadt selbst zerfällt in zwei Theile, in die ursprüngliche ummauerte Stadt und in die an der Nordostseite sich anlehnende, später erbaute Vorstadt. An den nicht breiten, unregelmäßig angelegten, macadamisirten Ortsstraßen lagern sich die gedrängt und winkelig gebauten Häuser, die mit Ausnahme weniger steinerner Gebäude aus alter Zeit, einigen Gasthäusern und Kaufmannswohnungen ein etwas ländliches Aussehen haben. Von der ehemaligen Befestigung der Stadt, in welche auch das am südwestlichen Ende stehende Schloß gezogen war, haben sich noch die Ringmauern und der Stadtgraben großentheils erhalten; auch ein großartiger runder Thurm steht noch an der nordwestlichen Ecke der Stadtmauer, der Bürgerthurm genannt und gegenwärtig als Armenhaus benützt.

Das Städtchen hatte drei Thore, das obere Thor gegen die Vorstadt, das untere Thor an der Westseite der Stadt und das theilweise noch vorhandene Burgtor bei den Schloßgebäuden.

Immer noch trägt das Städtchen den Charakter eines im Mittelalter befestigten Orts und bietet mit seinem großartigen, mit Thürmen versehenen Schloß in Verbindung mit dem stattlichen Kirchthurm eine sehr malerische Ansicht, die schon öfters von Malern, namentlich in neuerer Zeit vom Landschaftsmaler Peters benützt wurde.

Wir beginnen daher die Reihe der interessanteren Gebäude des Orts mit dem in ein Hospital-Institut verwandelten Schloß; dasselbe bildet ein längliches Viereck, das einen ansehnlichen Hofraum einschließt, und ist auf den Grund eines früheren Schlosses im Renaissancestil erbaut worden. Das imposante dreistockige Gebäude hat auf den Ecken, mit Ausnahme der nordöstlichen, runde Thürme, die mit ihren obersten Stockwerken über den Dachfries des Schlosses

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Ernst Boger, Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oehringen. H. Lindemann, Stuttgart 1865, Seite 276. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAOehringen0276.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)