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Ernst Boger, Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oehringen

wohlbefestigten Orts und bietet, besonders von der Südseite, eine malerische, freundliche Ansicht. Minder freundlich ist das Innere desselben; an den größtentheils gepflasterten, engen und winkelig angelegten Straßen drängen sich die meist alten, zum Theil heruntergekommenen Gebäude zusammen und bekunden, daß hier seit langer Zeit Alles so ziemlich beim Alten geblieben ist. Über den Kocher führt auf sechs Pfeilern eine steinerne Brücke, die jedoch wegen Überschwemmungen öfters nicht benützt werden kann. Überdieß sind über einen Nebenarm des Kochers noch zwei kleinere Brücken angelegt. Mit sehr gutem, frischem Trinkwasser, das jedoch nur aus Pumpbrunnen erhalten wird, ist der Ort hinreichend versehen. Mittelst der durch den Ort führenden Kocherstraße, durch die vom Ort ausgehende Vicinalstraße nach Schönthal und durch die neu angelegte Staatsstraße von Oehringen nach Sindringen, ist dem Städtchen der Verkehr mit der Umgegend hinlänglich gesichert. Eine Postexpedition befindet sich im Ort.

Die mitten im Ort gelegene Pfarrkirche ist sehr alt und interessant, jedoch im Laufe der Zeit aufs stylwidrigste verändert worden; man findet an ihr noch Spuren des romanischen, des frühgothischen, des spätgothischen und endlich eines neuern, nichtssagenden Styls. Die Kirche war ursprünglich dreischiffig und mit Tonnengewölben versehen, wovon noch die Sakristei (Rest eines Seitenschiffs) zeugt. Der Chor hat ein Kreuzgewölbe, dessen scharf profilirten Gurten von romanischen Halbsäulen ausgehen und an deren Kreuzung ein sehr interessanter Schlußstein, die seltsam zusammen gestellten Symbole der vier Evangelisten enthaltend, angebracht ist. An dem Langhaus findet man noch neben geschmacklosen, in neuerer Zeit eingebauten Fenstern, einzelne romanische und frühgothische (Übergangsstyl), während der Eingang an der Westseite der spätern Gothik angehört. Auf dem hohen alten Thurme hängen drei Glocken, von denen zwei sehr alte weder Schrift noch Zeichen haben und die dritte von Bernhard Lachamann 1520 gegossen wurde.

Das 1830 erbaute Pfarrhaus befindet sich in gutem Zustande.

Der Begräbnißplatz liegt außerhalb (östlich) des Orts.

Das 1830 erbaute Schulhaus enthält außer den zwei Lehrzimmern und den Wohnungen der Lehrer (Schulmeister und Lehrgehilfe) noch die Gelasse für den Gemeinderath; Schülerzahl 128.

Ein Gemeindewaschhaus, ein Armenhaus, eine Kelter mit vier Bäumen und ein Schafhaus sind vorhanden.

Das nun in Privathänden sich befindende ehemalige fürstl. von

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Ernst Boger, Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oehringen. H. Lindemann, Stuttgart 1865, Seite 325. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAOehringen0325.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)