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Ernst Boger, Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oehringen

theils an den Thalabhängen, theils auf wohlgerundeten Vorsprüngen derselben, den landschaftlichen Reiz dieser Gegend noch mehr steigernd.

Die Pfarrkirche ist in den unbedeutenden modernen Rundbogenstyl geändert worden und nur an der Südseite des Langhauses haben sich Spuren von der ursprünglichen romanischen Bauweise, in einem zugemauerten, rundbogigen Eingang, einem Fensterchen und Reste von dem uralten Fries bestehend, noch erhalten. Der viereckige Thurm ist monströs und ohne architektonischen Schmuck; von den auf ihm hängenden drei Glocken steht auf der größten: Jesus Nazarenus rex Judäorum. Bernhart Lachamann gos mich 1496; auf der mittleren: Ave Maria gracia plena, die Inschrift der kleinsten kann wegen Unzugänglichkeit nicht gelesen werden.

Der Begräbnißplatz wurde im Jahr 1815 außerhalb des Orts angelegt.

Das nahe der Kirche gelegene Pfarrhaus, welches der Staat zu unterhalten hat, befindet sich in gutem, baulichen Zustande.

Im Eigenthum der Standesherrschaft Hohenlohe-Waldenburg steht das ansehnliche Schulhaus, das zwei Lehrzimmer, die Wohnungen der Lehrer und ein Rathszimmer enthält.

Zwei Keltern mit je zwei Bäumen sind vorhanden.

Gutes Trinkwasser liefern zwölf Pump-, zwei Zieh- und drei Radbrunnen.

Die durch den Ort fließende Ohrn tritt zuweilen aus ihrem Bett und richtet alsdann Schaden an.

Der Ackerbau ist im Verhältniß zur Einwohnerzahl nicht bedeutend (700 Morgen) und überdieß mühsam und kostspielig zu bebauen, indem die meist mittelfruchtbaren Güter theils an den Abhängen, theils auf der Anhöhe liegen. Der Getreideertrag reicht daher nicht zur Befriedigung des eigenen Bedürfnisses.

Dagegen ist der Obst- und Weinbau sehr namhaft und bildet eine einträgliche Erwerbsquelle; die im ganzen Bezirk so sehr verbreitete Steinbacher Mostbirne hat vom Ort ihren Namen, überdieß werden noch Luiken, Fleiner, Palmischbirnen und Kirschen sehr häufig gezogen. Von dem Obstertrag wird über den eigenen Verbrauch viel Most, grünes und besonders gedörrtes Obst nach Außen abgesetzt; im Jahr 1860 soll für 20.000 fl. gedörrtes verkauft worden sein. Auch die Kirschen werden in großen Quantitäten in den Handel gebracht.

Die Wiesen liefern reichlich gutes Futter und begünstigen

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Ernst Boger, Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oehringen. H. Lindemann, Stuttgart 1865, Seite 332. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAOehringen0332.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)