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Ernst Boger, Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oehringen

Waldenburg,


Gemeinde II. Klasse, 1426 Einw., wor. 157 Kath. a. Waldenburg, Stadt, 931 Einw.; b. Bierhaus, Haus, 8 Einw.; c. Buchhaus, Haus, 4 Einw.; d. Fasanenmühle, Haus, 7 Einw.; e. Fischhaus, Haus, 6 Einw.; f. Goldbach, Weiler, 53 Einw.; g. Hohebuch, Hof, 7 Einw.; h. Hohenau, Weiler, 95 Einw.; i. Jagdhaus, Haus, 7 Einw.; k. Klingenhaus, Haus, 10 Einw.; l. Laurach, Weiler, 32 Einw.; m. Lohmühle, Haus, 5 Einw.; n. Neumühle, Haus, 26 Einw.; o. Obermühle, Weiler, 27 Einw.; p. Rebbigshof, Hof, 9 Einw,; q. Rebbigsmühle, Haus, 6 Einw.; r. Schafhaus, Haus, 10 Einw.; s. Streithof, Haus, und Armenhaus, Haus, 45 Einw.; t. Tommelhardt, Weiler, 53 Einw.; u. Untermühle, Weiler, 57 Einw.; v. Ziegelhaus, Weiler, 28 Einw. – Paritätische Pfarrei; sämtliche Parzellen sind nach Waldenburg eingepfarrt.

Unterm 27° 18′ 23,58″ östlicher Länge und 49° 11′ 27,92″ nördlicher Breite, mit einer Erhebung von 1771 württembergische Fuß über dem Mittelmeer (Schloßhof) liegt die Stadt Waldenburg auf einem gegen Norden auslaufenden, schmalen, auf drei Seiten steil abfallenden Vorsprunge, der nach ihr benannten Waldenburger Berge und hängt nur gegen Süden durch einen äußerst schmalen, etwas eingesattelteten Bergrücken mit dem eigentlichen Höhenzug zusammen. Die Lage der Stadt ist demnach auf drei Seiten von Natur fest und war an der südlichen, allein zugänglichen, mittelst zweier Gräben und bedeutender Vorwerke unzugänglich gemacht; über den ersten Graben führt eine steinerne Brücke zu dem äußeren Stadtthor, über dessen spitzem Bogen das Hohenlohensche Wappen angebracht ist. Bald gelangt man zum zweiten Thor und dann zur Brücke, die über den inneren Graben führt; am nördlichen Ende der Brücke stehen zu beiden Seiten Thurmreste und nun folgte das dritte Thor, das erst 1830 abgebrochen wurde. Neben (westlich) der Stelle dieses ehemaligen Thors steht der sogenannte Hochwächtersthurm, ein Muster von Alterthümlichkeit; derselbe bildet ein längliches Rechteck, ist etwa 100′ hoch aus Buckelsteinen erbaut und hat bis zum obersten Stockwerke, an dem eine romanische Wulst herumzieht, keine Lichtöffnungen; das oberste Stockwerk ist erst in späterer Zeit zur Wohnung des Hochwächters eingerichtet worden, wie auch das dem Thurme aufgesetzte Zeltdach, aus dem eine sogenannte Laterne emporstrebt. Etwa 50′ über der Erdfläche befindet sich der ursprüngliche rundbogige, jetzt zugemauerte Eingang, zu dem man von der Stadtmauer aus gelangen konnte. Die Treppe führt innerhalb der Mauer zu den obersten Räumen des Thurms, der in vielen Beziehungen Ähnlichkeit mit einem sogenannten Burgmantel hat und als ein Mantelthurm anzusehen ist. Zu Ende des 17. Jahrhunderts wurde der Thurm von den Franzosen dermaßen beschossen, daß er ausgebessert werden mußte.

Empfohlene Zitierweise:
Ernst Boger, Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oehringen. H. Lindemann, Stuttgart 1865, Seite 338. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAOehringen0338.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)