Seite:OARottenburg 019.png

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Wir kommen nun zum letzten Sprossen, Sohn des Rudolph und der M. von Thierstein, Grafen Sigismund. Er brachte mehrere Güter seines Geschlechts wieder an sich, und suchte den erlöschenden Glanz seines Hauses wieder zu beleben: allein es war nur der letzte aufklimmende Strahl der untergehenden Sonne. Vermählt mit der Erbtochter Ursula von Räzuns, zeugte er nur eine Tochter, die mit Grafen Jos. Nikolaus von Zollern verehelicht war. Sigismund lebte bis 1486; hauste im Herrnhause zu Ehingen, wo er starb; nach seinem Tode wurde dieses Schloß in einen Spital verwandelt, so wie die Trümmer der alten Rottenburg zur Erbauung eines Kapuzinerklosters verwendet, und das Schloß in der Stadt Rottenburg in ein Polizeyhaus umgeschaffen wurden.

So sank das mächtige Geschlecht der Hohenberge. Wohl mögen ihm unser Schmerz, und die wehmüthige Erinnerung an seinen erloschenen Glanz bleiben; es fiel, wie bey Theilung, Unfrieden und Verschwendung auch mächtige Völker fallen.

Unter diesem Geschlechte stund der größte Theil der hiesigen Gegend, als Theil der Grafschaften Ober- und Niederhohenberg; die übrigen Theile gehörten nach Verschiedenheit der Zeit den Pfalzgrafen von Tübingen, den Grafen von Würtemberg und Zollern, sonst auch noch andern mächtigen Adelichen und Herrn, welche jedoch meist den vorgenannten Mächtigeren untergeordnet waren, und von diesen ihre Lehen empfingen. Viele waren Ministerialen der Grafen von Hohenberg und der nachfolgenden sich oft in Rottenburg aufhaltenden Erzherzoge von Östreich. Zur Vervollständigung des Bildes früherer Zeiten dürfte es genügen, anzugeben, daß in den meisten Orten unseres Oberamts ein, auch zwey und drey adeliche Geschlechter hausten, daß sich in Rottenburg innerhalb ein Paar Jahrhunderten gegen 200 verschiedene Ritter, adeliche Herren und Geschlechter, wovon sich Verzeichnisse vorfinden, theils bürgerlich, theils in Herrn- und Stadtdiensten aufhielten, die nun selbst bis auf die Namen dahin geschwunden sind, und es stellt sich im Allgemeinen

Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Rottenburg. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1828, Seite 019. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottenburg_019.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)