Seite:OARottenburg 033.png

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Schüssel ähnlich, in der rechten Hand hält, die linke aber mit empor gestrecktem Zeigefinger, gleichsam warnend, erhebt; vielleicht eine Fortuna? Der andere Stein war 2 Schuh 4 Zoll hoch, und 22 Zoll breit, und ein nacktes sitzendes Kind ist gar lieblich darauf abgebildet, c) Endlich soll sich noch eine Art Götzenbild, Abominandum quoddam Simulacrum, sagt die Chronik, hinten an dem Rathhause, ein Bruststück eines Mannes mit ganz kahlem Kopfe, mit gegen die Achseln aufwärts verschränkten Armen eingemauert, früher vorgefunden haben, schwerlich ein römisches Denkmal, wohl aber ein altdeutsches, keltisches oder suevisches.

Unter die merkwürdigsten Denkmäler gehört zu Belsen die Kapelle.

Eine kleine Strecke unter diesem Dorfe, einem Filial von Mössingen, erhebt sich anfangs ein sanfter Hügel mit Gesträuch bewachsen, und ringsher mit einem Obstbaumwald umgeben; hinter demselben steigt höher eine zweyte Abdachung empor, und über beyden ragt, wie ein langer, ungeheurer See, der Farrenberg empor. Auf dem ersten Hügel liegt zwischen dem Gesträuche und den Bäumen halb versteckt die Kapelle. Sie ist aus ganz feinkörnigen Sandstein-Quadern gebaut. Will man sich eine Vorstellung von seiner Urgestalt machen, so muß man sich die neuen Zusätze zuerst hinwegdenken: diese sind das Dach, der Chor gegen Osten, und eine gegen Süden erst seit zwey Jahren angebaute Sakristey. Alle diese Theile sind erst später, wohl zur bequemeren Einrichtung für eine christliche Kirche, aber offenbar zur Entstaltung des alten Denkmals hinzugekommen. Besonders übeln Eindruck machen in dieser Hinsicht die neuesten Bauten. Die Sakristey ist gerade an der Stelle angebaut, wo die Öffnung zum Einfallen des ersten Sonnenstrahles beym Aufgang der Sonne angebracht war; vielleicht hätte noch durch astronomische Berechnungen das Alter des Tempelchens selbst bestimmt werden können. Im Innern ist rings eine Emporkirche angebracht, wodurch die alte, edle Einfalt ganz gestört wird.

Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Rottenburg. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1828, Seite 033. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottenburg_033.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)