Seite:OARottenburg 068.png

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sehr faltigen Rockes, an Feyertagen durch seidene, mit Gold- oder Silberbörtchen verbrämte Halstücher, einer seidenen Schürze, silbernen Halskette, auch wohl mehreren Schnüren von Korallen, häufiger von Granaten und einem Anhängsel, endlich vorzüglich durch eine ovale Haube von Gold, oder Silberbrokade, mit einem meist schwarzen, feinen, tief über die Stirne hereinlaufenden Spitzengewebe, rückwärts zusammengezogen, und mit einer großen Masche von bunten Farben geziert. Kinder entstellt diese Haube sehr und sie ist ihnen vorzüglich durch ihren genauen Schluß ungesund, indem sie die Ausdünstung hindert, und die Reinlichkeit nicht befördert.

Strenge Arbeitsamkeit und wahrhaft unermüdete Thätigkeit, verbunden mit Härte gegen sich selbst, und Sparsamkeit, sind sehr gute Eigenschaften an den diesseitigen Städtern, die überhaupt ein zwar etwas derber, aber offener und biederer Schlag Menschen sind. Die Kost ist im Ganzen gut, meist Fleisch mit Mehlspeise (sogenannten Knöpflen). Der arme Weingärtner, der oft mit 6-12 Kindern gesegnet ist, begnügt sich wohl auch vielfach mit Brod und Grundbirnen, wie überall.

Dem Rottenburger nähert sich ziemlich der Umwohner, nur daß Kost und Kleidung einfacher sind; die Tracht des Gäubauers, so wie der Einwohner des Neckar- und Katzenbachthales ist sich fast gleich, Wamms und Rock meist von blauem Tuche, doch auch zuweilen von weißem oder schwarzem Zwilche, oder auch Wüfling; junge Bursche tragen grüne Kappen mit Pelz verbrämt und mit Goldbörtchen und Klunker; Frauen und Mädchen schwarze oder blaue Corsette und Röcke von gefärbter oder gedruckter Leinwand, auch von Wüfling, unten mit einem meist blauen Bande verbrämt, eine schwarze Haube und das Haar in zwey Zöpfe mit weißen leinenen, auch seidenen farbigen, rückwärts weit herabhängenden, Bändern geflochten. Arbeitsamkeit ist auch hier fast überall zu Hause; die Kost ist nahrhaft; Fleisch, Mehlspeise, gutes Brod und Grundbirnen. Der Gäubauer fühlt sich, ist etwas von sich eingenommen, spöttelt gerne, und übt an

Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Rottenburg. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1828, Seite 068. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottenburg_068.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)