Seite:OARottenburg 125.png

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Das Stift hatte viele Rechte und Freyheiten. Es mehrte sich auch ansehnlich durch weitere Stiftungen der Grafen von Hohenberg und ihrer Gemahlinnen, so wie mehrerer adelicher Familien, die hier ansäßig waren, auch durch Seelenstiftungen hiesiger Bürger, durch Ankauf und sonstige Vermächtnisse.

Durch viele Drangsale, besonders im dreyßigjährigen Kriege, Erhöhung (?) des Geldwerthes, Feuersbrünste etc. kam das Stift auf 6 Chorherren und 5 Kapläne herab. Diese versahen den Chor, ein Chorherr war Pfarrer, und 2 der Kapläne besorgten die 2 Filiale Weiler und Niedernau. Als im Jahr 1806 die Grafschaft Hohenberg an Würtemberg kam, wurde das Stift aufgehoben, und seine Güter wurden incamerirt. Von der ersten Zeit der Stiftung bis zur Aufhebung zählt man 34 Pröbste, worunter, so wie unter den Chorherren, manche gelehrte Männer waren. Der erste Probst, oder wie es in Urkunden heißt, Procurator, war der Meister Bilgerin (Pilger, Peregrinus), zugleich Kilchherr zu Sülchen und Leibarzt des Grafen Rudolph. Probst Murrer 1423 – 40, war zugleich der Herrschaft in Hohenberg Land- und Gegenschreiber; 1545 – 61 war Probst Ambrosius Widmann; früher war er Kanzler der hohen Schule zu Tübingen, begab sich zur Zeit der Einführung der Reformation in Tübingen hieher, wo er fortwährend die Funktionen eines Kanzlers versah, und mehreren die Diplome als Magistris und Doctoribus ausfertigte. Probst Weittenauer 1687 – 1703 ist der Verfasser des Traditionsbuchs, welches belehrende Notizen enthält. Der letzte Probst war Ferdinand Stein.

Nach Aufhebung des Stiftes wurde die Stiftskirche zur zweyten Stadtpfarrkirche, nach ihrer schon früheren Bestimmung, erhoben; auch wird in derselben der Gottesdienst für die hiesige kleine evangelische Gemeinde alle Monate und an hohen Festen gehalten. Merkwürdig sind in dieser Kirche noch einige Grabmäler, als Rudolphs Grafen von Hohenberg

Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Rottenburg. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1828, Seite 125. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottenburg_125.png&oldid=- (Version vom 9.12.2016)