Seite:OARottenburg 146.png

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1012 zurückweist. Der Abschreiber der erneuerten Inschrift möchte wohl das alte übliche Nullzeichen für einen 1, und Heinrich II. für einen V. nach dem alten Zeichen angesehen haben. In den Jahren 1012 regierten Benedikt VIII. und Heinrich II. Wenn also die Zerstörung eines Ortes mit Namen Landsfurt etc. je in unserer Gegend vorgefallen ist, was durch so viele Chronikschreiber bestimmt angegeben wird, und in der Lage der Stadt am Ausflusse des Stromes aus einem engen Thale in eine weite Ebene, wo erst in den Jahren 1778 die Anschwellungen zu einer furchtbaren Höhe stiegen, und in den zerrissenen, gesprengten Felsenwänden (eine Porta Sueviae, wenn auch kleiner als jene Porta Westphaliae) und in den Stromkieslagern, offenbar neuern Ursprungs, bis selbst an die ansteigenden Hügel hin, gegründete Wahrscheinlichkeit hat; so mußte dieselbe im J. 1012 erfolgt seyn [1]. Merkwürdig ist, daß in einer Urkunde von 1293 schon der Ausdruck alte Stadt vorkommt, indem in derselben über den Bezug des Zehnten aus einigen Ländern, Äckern und Gründen, die in loco, quodam „antiqua civitas“ dicto gelegen waren, wo nun die Stadt Rottenburch liegt, aus welchen Kreuzlingen seit undenklichen Zeiten den Zehnten bezogen hat, worauf „nun aber neue Häuser gebaut werden“ ein Vertrag zwischen dem Pfarrer von Sülchen und dem Kloster Kreuzlingen abgeschlossen wurde. Allerdings


  1. Die Sage von einem außerordentlichen Naturereignisse gewinnt allerdings auch durch die Felsenschlucht, durch welche der Neckar bey Rottenburg geht, an Wahrscheinlichkeit. Der Neckar war hier offenbar durch die Felsen gespannt, und das Thal aufwärts stand bis über Obernau hinauf tief unter Wasser, ehe ein Durchbruch erfolgte. Nun ist es merkwürdig, daß die römische Wasserleitung gerade in der Schlucht verschwunden ist, und erst später wieder, jedoch immer noch in einer Höhe von 60-70 Fuß, zum Vorschein kommt. Es läßt sich daraus schließen, daß der Durchbruch erst nach den Zeiten der Römer erfolgte, und es erklärt sich daraus auch, warum die Römer die entfernten Quellen im Rommelsthale und nicht die viel näher gelegenen, die aber damals noch unter Wasser standen, gefaßt haben. A. d. H.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Rottenburg. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1828, Seite 146. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottenburg_146.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)