Seite:OARottenburg 176.png

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Kiebingen und einige Privaten. Zehentfrey sind 6 M. Äcker; 33/8 M. geben blos die 20ste Garbe, eben so zehentfrey 21/2 M. Weinberge und in der Brach der Klee. Der Fruchtzehnte des Staats ist auf 9 Jahre an die Gemeinde um 100 Sch. Dinkel, 51 Sch. Gerste und 2 Sri. Erbsen verpachtet. Der Ort besitzt nach Verhältniß wenige Äcker, und die meisten Einwohner leben vom Weinbau, der übrigens in früherer Zeit besser mag gepflegt und gesegnet gewesen seyn, indem das Hirschauer Gewächse für das beste in der Gegend gehalten wurde. In neuerer Zeit werden wieder bessere Rebsorten gepflanzt. Die Einwohner sind übrigens größtentheils fleißig, zum Theil weniger sparsam und vielfach verarmt[1]. Der Name will nach dem Wortlaut von einem Hirschgehäge abgeleitet werden. Die Hirsche sollen nämlich auf der Aue hier geweidet haben, daher auch noch eine große Strecke Wiesen der Hirschwörth noch heut zu Tag genannt wird. Die erste Meldung von dem Orte geschieht in einer Urkunde von 1191, um welche Zeit Pfalzgraf Rudolph von Tübingen etliche Zehnten in diesem Flecken an das Kloster Bebenhausen vergabte. 1277 vergabt Dietrich der Märnhildt aus seinem Weingarten „zu Hirschow, den man sprichet den Costenzer, zwey Fuder Wein, Tübinger Meßes,“ an Herr Heinrich von Bombei, den Lutprister auf dem Berge zu Wurmlingen; 1299 verleiht das Kloster Kreuzlingen den Gebrüdern Burkhard und Heinrich, genannt Inhart, zu Hirsowe Güter einer gewissen Häzze (Conversae de Hirschow, einer Gattung von Nonnen), der Tochter des Inhart, welche dem Kloster gehörten. Es gab auch ein adeliches Geschlecht, das sich von Hirschau schrieb. 1327 kommt Seyfried von Hirschau vor, 1393 Kuny oder Kunz von Hirschau. In dem Seelbuch der Karmeliter zu Rottenburg finden sich 1430 Cunz von Hirschau, 1454 Anna von Hirschau, des vesten Georg Hippen seel. eheliche Wirthin etc., 1445 verkauft Günter


  1. Über die große Schuldenlast der Gemeinde s. S. 116. A. d. H.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Rottenburg. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1828, Seite 176. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottenburg_176.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)