Seite:OARottenburg 194.png

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Die ältere Geschichte von Öschingen liegt sehr im Dunkeln, der Ort gehörte denen von Fyrst, von welchen 1399 Ernestus de Fyrst, und Pfaff Rudolph, Kirchherr und Tegen (Dekan) zu Eschingen, in einer Urkunde als Zeugen sich unterschreiben. Der Ort kam an die Grafen von Zollern, deren Wappen in der alten Kirche noch zu sehen war. Auch scheinen die von Ow hier Güter besessen zu haben, und einige hier lebende Familien schreiben sich von Au, und wollen von diesem altadelichen Geschlechte abstammen. 1415 und 1429 kam der Ort von Hohenzollern an Würtemberg. S. Mössingen. 1432 kaufen die beyden Grafen Ludwig und Ulrich von Würtemberg von Heinrich von Sindelfingen und seiner Hausfrau den Zehnten zu Eschingen, wie sie solchen von Fritz Messingen zu Tübingen erkauft hatten, um ein Leibgeding. 1481 schenkte Graf Eberhard d. ä. von Würtemberg, da er die Schloßkirche zu Tübingen in eine Pfarrkirche verwandelte, denselben unter anderm auch die Novalzehnten zu Eschingen, und als Herzog Ulrich 1516 diese Pfarrey wieder aufhob, und eine Sängerkapelle errichtete, wurden diese Zehnten zur neuen Kapelle geschlagen. In wie ferne die Sage begründet sey, daß auf dem Roßberg ein Kloster, von Mönchen mit rothen Kleidern bewohnt, gestanden habe, läßt sich aus Urkunden nicht nachweisen; als einen Beweisgrund will man angeben, daß in Öschingen immer eine Viertelstunde vor der Predigt geläutet wurde, um den Mönchen ein Zeichen zum Gottesdienste zu geben (?). Sollten etwa hier und auch zu Belsen Templer gewohnt haben, und die dasige Kapelle damit in Verbindung zu setzen seyn?? Die Geschichte schweigt; aber wo der Mensch und Menschenwerk vergeht, bleibt sich immer gleich die Natur. Noch stehen nach Jahrhunderten die hohen Berge umher, und noch liegt das Dörfchen verborgen in ihrem Schatten, noch ragt – wie eine ältere Beschreibung von Öschingen durch einen friedlichen Pastor (Ulrich Bollinger) sagt, gleich dem zweyspitzigen Parnassus, der Roßberg, seine Firne bis zum Himmel erhebend, empor, noch bringt die wohl fruchtbare

Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Rottenburg. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1828, Seite 194. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottenburg_194.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)