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Erde ihre Früchten im stillen Thale, noch weht die milde Luft, noch weilt die Ruhe des Lebens hier im friedlichen Dörfchen, während der Menschen Geschlechter, und ihrer Hände Werke im Strome der Zeit spurlos hinabgeschwommen sind [1].


18. Ofterdingen,

evang. Pfarrdorf und Marktflecken, 23/4 St. von Rottenburg, mit 1655 Einw., Cameralamt Tübingen, Forstamt Urach. Das Dorf liegt eben im Steinlacher Thale [2], von diesem Flüßchen durchströmt, an der Straße von Tübingen nach Hechingen. Es ist seiner freyen Lage wegen sehr gesund, hat


  1. Nordwestlich von Öschingen liegt der Fürstberg, worauf einst die Herren von Fürst, Fyrst, Virst, ihren Sitz hatten. S. 38. Von ihrem Schlosse, das auf dem jetzt noch davon genannten Schlößlesbuckel stand, sind nur noch Gräben und Wälle übrig, welche mit Gras überwachsen und mit Obstbäumen bedeckt sind, obgleich dasselbe erst im J. 1756 abgebrochen worden ist. Das Geschlecht gehörte zum niedern Adel, viele davon waren in würt. Diensten. Daß sie Öschingen besessen haben, ist wahrscheinlich; gewiß aber ist, daß sie sonst ansehnliche Besitzungen hatten. Ums J. 1075 stiften die Brüder Burkard und Hesso von First Güter zu Schwalldorf an das Kloster Hirschau, Cod. Hirs. Fol. 30 b. Crafft von Fürst steht als Zeuge in der Verkaufsurkunde von Gönningen vom J. 1300. Von dieser Zeit an kommen die Fürst in einer Menge von Urkunden vor. 1473 verkaufte Conrad von Fürst die Burg Hölenstein mit den Dörfern Stetten und Herschwag (im Lauterthal). S. Beschr. d. OA. Reutlingen. S. 147. Im J. 1514 schickte die Stadt Tübingen dem Herzog Ulrich 500 Mann unter der Hauptmannschaft des Ernst von Fürst gegen die Aufrührer im Remsthale zu Hülfe. Sattler Herz. I. S. 169. Dieser Ernst wohnte in seinem eigenen Freyhause zu Tübingen, wo auch schon seine Vorältern die meiste Zeit gewohnt hatten. Steinhofers Chron. IV. 134. Zu Tübingen starb auch 1560 Hans Conrad von Fürst. Von dieser Zeit an verschwindet die Familie. A. d. H.
  2. Der größte Theil liegt auf freyer Ebene, ein kleiner Theil aber senkt sich nach der Steinlach hinab. Es gehörte vormals zum Klosteramt Bebenhausen (Lustnau). A. d. H.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Rottenburg. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1828, Seite 195. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottenburg_195.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)