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einzelne gut gebaute Häuser, und gewährt vorzüglich eine angenehme und zugleich erhebende Ansicht auf die nahen Berge der Alp. Die Einwohner ernähren sich vom Feldbau und vielfachem Gewerbe, besonders auch der Spinnerey und Weberey, sie sind geschäftig und sparsam, doch gibt es auch viele Mittellose, deren gegen 70 aus den Stiftungen, welche einen bedeutenden Fond haben, durch wöchentliche Beyträge unterstützt werden [1]. Den Großzehnten bezieht zu 7/10 der Staat, die übrigen 3/10 zehnten, mit Ausnahme eines zehentfreyen Theils, zum Spital in Reutlingen und dem hiesigen Grözingshof. Der Kleinzehnten ist zwischen dem Staat und der Pfarrey Ofterdingen, theils nach Fruchtgattungen, theils nach Ertragsquoten getheilt. Den Heuzehnten hat zu 5/8 der Staat, 2/8 sind zehentfrey, mit Ausnahme einiger Wiesen, welche dem Spital zu Reutlingen und dem Kohlerschen Hofe zu Rottenburg zehnten. Der Weinzehnte gehört ebenfalls dem Staate. Die Gärten und Länder sind ebenfalls zehentfrey, aber hinsichtlich des Obstes, so wie des Hanfs und Flachses ist die Zehentpflichtigkeit allgemein [2].

Wenn der Name Ofterdingen genannt wird; so fällt wohl vor allem den Liebhabern der Dichtkunst der Minnesänger Heinrich von Ofterdingen bey. Es ist durchaus nicht näher bekannt, ob er von unserem Ofterdingen abstamme und sich davon benannt habe. Daß sich ein Geschlecht von Ofterdingen schrieb, ergibt sich auch aus dem 1408 zu Heilbronn


  1. Die Gemeinde als solche steht sehr gut (s. S. 116 u. Tab. V.). Die Schule ist sehr zweckmäß in eine Knaben- und eine Mädchenschule abgetheilt, wovon jede ihren eigenen Schulmeister hat. A. d. H.
  2. Der Fruchtzehnte des Staats wurde neuerlich an einen Ofterdinger Bürger um jährliche 317 Sch. Dinkel, 168 Sch. Haber, 11 Sch. Gerste und 4 Fdr. Strohl, der Heuzehnte des Staats auf 6 Jahre an die Gemeinde um 5 Wannen Heu und 140 fl. Geld verliehen. Der Novalzehnte erträgt im Durchschnitt 170 fl. Der Ort hat 1 Mahlmühle, 2 Handölmühlen, 1 Säge-, Gyps- und Lohmühle. A. d. H.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Rottenburg. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1828, Seite 196. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottenburg_196.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)