Seite:OARottenburg 207.png

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ableiten. In alten Zeiten war hier auch ein Klösterlein von Franziskaner Nonnen. Die letzte Nonne starb erst 1610[1].


  1. Das Schillingische Gut besaßen, nach den von dem Administrator Herrn Oberamtspfleger Schütz zu Tübingen aus den Akten mitgetheilten Notizen, ehemals die Herrn von Dachenhausen, durch Kauf und Verwandtschaft kam es von diesen an die von Karpfen, dann an Herzog Joh. Friedrich von Würtemberg, der es 1620 seinem Rath und Obervogt Hans Heinrich von Offenburg zu einem Kunkellehen für 5500 fl. gab. Von diesem kam es an seine Tochter Agnes Susanna, verehelichte von Dergenau, von ihr an ihren Sohn Heinr. Friedr. von Dergenau, und dann an dessen Tochter, Eva Maria, Gemahlin Ludw. Friedr. Schillings von Canstadt, von dem es 1733 seine Söhne erbten. 1768 erhielt die Gemahlin des Frh. Sam. Friedr. von Gültlingen zu Berneck, eine geb. Schilling, 1/10 als ihr Erbtheil davon, deren Erben diesen Theil noch besitzen. Ihr Bruder, der F. Hechingische Oberjägermeister C. Fr. von Schilling, Besitzer der 9/10 ist es, über dessen Verlassenschaft 1812 ein Concurs ausbrach, der zur Zeit noch nicht beendigt ist. Die Zehnten und Gefälle zu Thalheim kamen 1627 durch Tausch gegen ein Gut bey Spaichingen von Würtemberg an die Grundherrschaft. Die Burg Andeck, wovon Thalheim ohne Zweifel eine Zugehörung war, obgleich in Thalheim selber auch eine Burg war, stand sehr kühn auf der südöstlichen Spitze des Farrenbergs bey dem Dorfe, durch einen Einschnitt von dem Hauptberge getrennt. Es sind jetzt nur noch wenige Reste davon zu sehen; schon in einem Landbuche von 1624 wird die Burg Ruine genannt. Von ihr schrieben sich die Schenken von Andeck, welche nach allen Umständen und Nachrichten mit den Herrn von Thalheim, die sich, wie oben gezeigt ist, auch Schenken nannten, mit den Schenken von Staufenberg und den Schenken von Erpfingen von Einem Geschlechte waren. Jeder Zweig schrieb sich von seinem Sitze, und den Namen Schenk führten sie von dem Familienamte. Die Burgen und Schlösser Stauffenberg, Andeck, Thalheim und Erpfingen lagen alle in der Nähe beysammen. Die Schenken von Andeck kommen häufig in Urkunden vor, so Rudolph und Conrad die Schenken von Andeck 1366; Conrad allein 1369, Rudolph Schenk von Andeck 1380. Friedrich Schenk von Andeck steht als Zeuge in dem Kaufbriefe von Rosek 1410. Noch häufiger kommen die Thalheim vor; da es aber mehrere Orte mit dem Namen Thalheim gibt, welche eigene Edelleute hatten, insbesondere Thalheim bey Hausen, und Thalheim bey Marchthal; so ist häufig schwer zu unterscheiden, von welchem Thalheim gerade die Rede ist. Wie Thalheim, so war auch die Burg Andeck an die Herter, und von diesen an Würtemberg gekommen. 1402 wohnt Fritz Herter von Tußlingen zu Andeck gesessen, einer Verhandlung bey, und 1449 verkauft Wilhelm Herter mit seinem Antheil an Thalheim auch seine vier Theile an dem Schloß Andeck an Graf Ludwig von Würtemberg. Ein Viertel der Burg besaßen noch die von Karpfen, welche es 1618 ebenfalls an Würtemberg verkauften. Durch Tausch überließ Würtemberg 1627 dem Herrn von Offenburg die ganze Burg, die damals vermuthlich schon zerfallen war, und 1664 wurde dieselbe mit dem Farrenberg von den von Degernau der Gemeinde Thalheim auf ewige Zeiten, gegen einen jährlichen Zins von 11 fl. 26 kr. überlassen. An dem Abhange des Farrenbergs steht das Fohlenhaus, das vor wenigen Jahren für die, nun wieder aufgegebene, Fohlenweide-Anstalt des Oberamts erbaut worden ist. In dem Thale abwärts liegen mehrere zerstreute Häuser, namentlich die Obere Mühle mit 9, die Untere Mühle mit 2, die Salmiakhütte mit 10 und die Bleiche mit 12 Einw. Letztere, deren Betrieb übrigens gering ist, liegt am östlichen Berghange, weithin sichtbar. A. d. H.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Rottenburg. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1828, Seite 207. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottenburg_207.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)