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unterhalb Hohenstein wurde ursprünglich sichtlich von dem Neckar umfluthet, der sich dann erst später einen näheren Weg gesucht hat.

Das Eschach-Thal ist bei seinem Eintritt in den Oberamtsbezirk ganz unbedeutend und zieht zwischen flachem Ackerland viel gekrümmt hindurch; unterhalb Dunningen, wo es allmählig von den Wellendolomiten und Wellenmergeln in die Anhydritgruppe eingreift, werden die Thalgehänge anfänglich nur auf der linken Seite, von Lackendorf an aber auch auf der rechten Seite etwas ausgesprochener und weiter thalabwärts immer kräftiger und höher, bis das Thal endlich unterhalb Horgen in den Hauptmuschelkalk einbricht und dann den echten Charakter der haftenförmig gekrümmten Thäler dieser Gebirgsschichte annimmt. Die auffallende Erscheinung, daß das Eschach-Thal von normal tiefer liegenden, älteren Schichten allmählig in höher liegende, jüngere Schichten einfurcht, werden wir in dem Abschnitt „Gebirgsart und Mineralien“ näher besprechen.

Auf der rechten Seite des Neckar-Thales erhebt sich nun über die Ebene der Lettenkohlengruppe die vielgegliederte, durchaus bewaldete Keuperterrasse, welche theils ganz nahe, theils in mäßiger Entfernung dem Thal entlang durch den Oberamtsbezirk hinzieht. Zuerst treten an ihrem Fuß die meist gerundeten Hügel der Gipsmergel selbständig auf und bald hinter ihnen erhebt sich die steile, von namhaften Thälern getheilte Terrasse selbst, die von unzähligen kurzen Thälchen, Schluchten und Rinnen durchfurcht wird; an ihr kennzeichnen sich die verschiedenen Keuperschichten durch Absätze (Treppen) und kleine Vorsprünge bis hinauf zu der obersten Stufe des Keupers, zu den Knollenmergeln, über der sich alsdann die Liasstufe scharf markirt und steil erhebt. Zwischen den in die Terrasse einschneidenden Schluchten und Rinnen, die sich beinahe regelmäßig gegen oben gabelförmig in 2–3 Arme theilen, haben sich wohlgerundete Vorsprünge gebildet, welche gegen die Thäler wie auch gegen die Ebenen am Fuß der Terrasse hufförmig auslaufen. Mit Ausnahme der weiter herziehenden Thäler der Prim, der Starzel und der Schlichem beginnen die namhafteren, die Keuperterrasse durchschneidenden Thäler ganz spitz und scharf eingeschnitten an dem oberen Rande der Liashochebene, greifen schnell in westlicher Richtung in den Keuper ein und erhalten bald die vielgegliederten, waldreichen hohen Abhänge, wie sie oben näher angegeben wurden. Muntere, frisch dem Neckar zueilende Bäche beleben die wiesenreichen Thalsohlen, welche sich allmählig thalabwärts erweitern und meist sehr anmuthige Partien bilden.

Über der Keuperterrasse, die oben regelmäßig von einer steilen, jedoch nicht hohen, kantig einbrechenden Halde begrenzt wird, breitet

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Rottweil. H. Lindemann, Stuttgart 1875, Seite 6. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottweil0006.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)