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dicht bewaldeten Höhenzüge mit den Albbergen im Hintergrunde. In Altstadt dürfen wir die bald achthundertjährige, von schönwüchsigen Bäumen beschattete Kirche nicht übersehen und pilgern alsdann weiter durch das mäßig eingefurchte Neckar-Thal an dem ehemaligen Reichsstift Rottenmünster, mit seinen großartigen Kloster- und Salinengebäuden, vorüber nach Bühlingen, um oberhalb des Orts den gerade nicht großartigen, aber reizenden Wasserfall zu besuchen, den der Neckar in seinem hier mit Gehölz besäumten engen Thälchen über einen 10′ hohen Felsen bildet. Weiter thalaufwärts bietet das verflachte Neckar-Thal, mit Ausnahme einer kurzen, tief eingefurchten Strecke südwestlich von Deißlingen, nichts besonders Bemerkenswerthes, dagegen bilden die in demselben gelegenen Orte, Lauffen, das ansehnliche Deißlingen und das große gewerbreiche Schwenningen, mit ihren fruchtbaren Umgebungen recht ansprechende Partien. Wir verlassen daher bei Bühlingen das Neckar-Thal und pilgern an dem frei sich erhebenden, schön geformten Stallberg vorüber in das äußerst liebliche, weit geöffnete Prim-Thal, das sich thalaufwärts etwas verengt und in die waldreiche Keuperterrasse eingreift. Gerade an dem Eintritt in die Terrasse, an dem Zusammentreffen des Starzel-Thales mit dem Prim-Thal, liegt reizend das freundliche Neufra, das herrliche Einblicke in die beiden, aus bewaldeten Höhen hervortretenden Thäler gestattet. Weit großartiger und ausgedehnter ist jedoch die Aussicht auf dem über dem Dorfe sich erhebenden Kapf. 1

An der von Thälern, Schluchten und Rinnsalen vielfältig getheilten Keuperterrasse angekommen, wollen wir diese etwas näher betrachten; sie zieht sich als treue Begleiterin des Neckars theils ganz nahe, theils in mäßiger Entfernung auf der rechten Seite desselben durch den ganzen Bezirk, in dessen landschaftlicher Physiognomie sie mit ihren vielgegliederten, weich modellirten Vorsprüngen und Einbuchtungen einen äußerst wohlthuenden, frisch grünen Wälderzug bildet. Besonders lieblich sind die aus der Terrasse hervorbrechenden, mit muntern Bächen durchzogenen wiesengrünen Thälchen mit ihren dunkel bewaldeten Gehängen; den Thalbächen eilen aus den Schluchten und Rinnen eine Menge kleinere Gewässer zu, die das frische Leben und die üppige Vegetation dieser Thäler wesentlich steigern. Wir nennen die Thäler des Knollenbachs und des Weiherbachs, an deren Vereinigung das sonnige Göllsdorf so freundlich hingebaut ist, ferner das des Jungbrunnenbachs, in dessen Hintergrund der Hof Jungbrunnen versteckt liegt, das weit ausgebuchtete Wettebach-Thal mit dem echt ländlichen Dorfe Dietingen im Vordergrunde, das namhafte Thal des Schwarzenbachs, an dessen rechtem Abhang das von seiner alten Kirche überragte Gößlingen hinaufgebaut ist

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Rottweil. H. Lindemann, Stuttgart 1875, Seite 20. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottweil0020.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)