Seite:OARottweil0021.jpg

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und sich, von ferne gesehen, recht hübsch ausnimmt; auch genießt man von dem Kirchthurm aus eine sehr schöne, weitreichende Aussicht, und tief hinten in dem schon eng gewordenen Thal liegt Zimmern u. d. B. 1

Ein stiller Friede ruht auf diesen ziemlich gleich gearteten Thälern, in denen man so gerne verweilt, bis man durch eines hinauf zu dem Hochlande wandert. Wir wählen unseren Weg durch das Weiherbach-Thal auf der Straße nach Neukirch; sie führt beim eigentlichen Eintritt in das Thal an dem freundlichen Hardthaus vorüber, das mit seinem Garten und einer im Schatten einer großen Linde stehenden Kapelle einen lieblichen Anblick gewährt. Die bald in den Wald einziehende Straße erlaubt weiter hin an einzelnen Stellen angenehme Einblicke in das tief unten liegende Waldthälchen, das sich gegen oben schluchtenartig zuspitzt und am Rande der Hochebene ausläuft. Kurz zuvor, ehe man diese erreicht, wird am Saume des Waldes unten im Thale die einsam und sehr malerisch gelegene Maria zum Thann Kapelle sichtbar. Auf der Hochebene selbst empfängt uns das hübsche, weithin sichtbare Neukirch und zugleich das ausgebreitete Vorland der Alb; dieses meist für den Feldbau benützte, fruchtbare Flachland bietet an sich wenig Abwechslung, allein seine freundlichen Ortschaften und die sehr häufigen herrlichen Aussichtspunkte unterbrechen und beleben auf’s angenehmste die Eintönigkeit dieser hochgelegenen Gegend. Einen besonders schönen und bedeutenden Eindruck macht die schon sehr nahe Alb mit ihren bewaldeten Ausläufern und scharf umrissenen, großartigen, freistehenden Vorbergen (Plettenberg, Schafberg, Lochen, Hohenberg und Lemberg), die sich riesenhaft über das Flachland erheben und mit ihren felsbekrönten Häuptern und schneefelderähnlichen weißen Bergrutschen gebieterisch auf dasselbe hernieder schauen. Wir sind hier plötzlich in eine ganz andere Gegend versetzt, die mit der jenseits des Neckars gelegenen wenig Ähnlichkeit hat, auch die Orte zeigen keine Verwandtschaft mehr mit denen am Saum des Schwarzwaldes und nähern sich in ihrem Äußeren schon ganz den Orten des schwäbischen Mittellandes. Weiter gegen die Alb hin pilgernd erreichen wir das reinliche, oben an den Rand des Schlichem-Thales angenehm hingebaute Schömberg, in dessen Nähe sich auf der andern Seite des Thales der herrlich geformte Palmbühl mit stattlicher Kapelle unter uralten Lindenbäumen frei erhebt und im Verein mit dem in seinem Rücken kräftig aufstrebenden Plettenberg ein gar schönes Landschaftsbild bietet. Von Schömberg nehmen wir unsern Weg, das anmuthige Schlichem-Thal überschreitend, nach Dotternhausen und versäumen nicht, die großartigen Schloßgebäude und reich

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Rottweil. H. Lindemann, Stuttgart 1875, Seite 21. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottweil0021.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)