Seite:OARottweil0117.jpg

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Ertrag an Wiesenfutter wird meist in den Orten selbst verbraucht: er reicht übrigens in den meisten Orten zur Erhaltung des nöthigen Viehstandes nicht hin, daher man durch Futterkräuterbau den Abmangel zu ersetzen sucht. Futter verkaufen nach außen die Orte: Rottweil, Bösingen, Göllsdorf, Gößlingen, Irslingen, Neufra, Roßwangen, Schömberg, Zimmern o. R. und Zimmern u. d. B.

Die Obstzucht, welche mehr oder weniger in sämtlichen Bezirksorten getrieben wird, ist im allgemeinen im Zunehmen, jedoch erlaubt sie nur in einzelnen Orten in ganz günstigen Jahrgängen einigen Verkauf über das eigene Bedürfniß, welch’ letzteres sie in einigen Orten nicht einmal ganz befriedigt. Den bedeutendsten und am meisten gepflegten Obstbau und Obstverkauf hat Rottweil, außer diesen haben noch die Orte: Deißlingen, Dormettingen, Neufra, Roßwangen, Schwenningen und Villingen ausgedehnten Obstbau und namhafteren Absatz von Obst nach außen; die übrigen Orte verkaufen auch in günstigen Jahren entweder nur wenig oder gar kein Obst. Das Obst wird theils gedörrt oder grün verspeist, theils gemostet.

Im ganzen Bezirk ist die Stallfütterung eingeführt, indessen wird in mehreren Orten das Vieh im Spätjahr noch kurze Zeit ausgetrieben. Zweckmäßige landwirthschaftliche Neuerungen, wie vortheilhaft angelegte Düngerstätten, verbesserte Ackergeräthe etc. haben beinahe durchgängig Eingang gefunden und sind in mehreren Orten allgemein geworden; von verbesserten Pflügen findet man den Brabanter-, den Hohenheimer-, den Suppinger- und den amerikanischen Pflug; indessen hat sich in mehreren Orten wegen der Terrain- und Bodenverhältnisse der deutsche Wendepflug noch nicht ganz verdrängen lassen und ist sogar in einzelnen Orten noch der allgemeinste, in den Orten Feckenhausen, Hausen am Thann und Gößlingen der ausschließlich übliche. Eiserne Eggen trifft man beinahe in allen Orten, dagegen ist die Walze weniger verbreitet; Repssämaschinen haben Rottweil, Bösingen, Dotternhausen (nur die Grundherrschaft), Hausen o. R. (in Oberrothenstein), Lackendorf, Neukirch, Stetten o. R., Wellendingen und Zimmern o. R.; Dreschmaschinen befinden sich in Rottweil, Bösingen, Dotternhausen (Grundherrschaft), Dunningen, Hausen o. R., Horgen, Irslingen, Schwenningen, Wellendingen, Zepfenhan und Zimmern o. R. Überdieß ist die Dreschwalze ziemlich allgemein eingeführt. Die Getreideernte geschieht mit der Sichel und die Bespannung des Pflugs theils mit Pferden, theils mit Stieren oder Kühen. Zur Bodenverbesserung wird neben dem gewöhnlichen Stalldünger und dem Pferch, Gips, Asche, Kompost, Dungsalz, Mergel und besonders viel Jauche angewendet.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Rottweil. H. Lindemann, Stuttgart 1875, Seite 117. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottweil0117.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)