Seite:OARottweil0173.jpg

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Linien einerseits bis an die Südwestecke, andererseits bis an die Nordwestecke der ummauerten Altstadt angelegt gewesen sein, sie sollen anfänglich aus einem Graben und Pallisadenwerk bestanden haben (?) und an ihre Stelle erst später die Mauern getreten sein. Viel wahrscheinlicher ist jedoch, daß die Mauern zugleich mit dem sehr alten Thurm angelegt wurden, hiefür spricht ihre mit dem Thurm übereinstimmende Konstruktion und die sichtliche ehemalige Verbindung mit demselben, die nur mit Gewalt von dem Thurmgemäuer abgespitzt werden konnte; und zwar ließ man vom Hochthurm aus zum Theil noch erhaltene Doppelmauern mit Vorgraben herablaufen. Es entstand hiedurch ein beinahe gleichschenkeliges Dreieck, dessen Basis die westliche (innere) Stadtmauer bildete, von der aus die beiden Schenkel des Dreiecks am Hochthurm zusammen liefen. Überdieß wurde an dieser Spitze noch eine besondere Bastion errichtet, die laut einer daran befindlichen Inschrift im Jahr 1608 ausgebessert wurde (s. v. Langen S. 30). Eine vortreffliche Fortifikation, die dem Feinde keine breite Angriffsseite, sondern nur eine weit schwerer zu bewältigende Spitze entgegenstellte. Der oberste Theil des Thurmes ist viel jünger, stammt aus spätgothischer Zeit, geht in ein niederes Achteck über und endigt in einem hohen achtseitigen Helm; an dessen Beginn läuft ein mit schönem schmiedeisernem Geländer versehener Umgang umher, von dem aus man eine herrliche Aussicht genießt. Unter diesem Umgang tritt gegen Osten ein über Eck gestelltes gothisches Erkerchen zierlich hinaus; auch treten nach oben an den alten Theilen des Thurmes Kragsteine heraus, die einst eine hölzerne Altane (Laufgang) trugen. An manchen der Buckelquader zeigen sich als Steinmetzzeichen griechische Kreuze. An dem Hochthurm stand das Waldthor, von dem ein Allmandweg durch den ehemaligen innerhalb des umfriedigten Dreiecks gelegenen, jetzt noch stehenden, jedoch veränderten Alpirsbacher Pfleghof in die Stadt führte. Später ging das Waldthor ab und es wurde an der südwestlichen Seite des Dreiecks das sog. „neue Thor“ errichtet, über dem sich ein fester Thurm mit Zinne erhob; es wurde ebenfalls später abgebrochen. An dem Thorthurm stand die Jahreszahl 1546, die jedoch wahrscheinlich nur die Zeit einer Renovation anzeigte, da schon im Jahre vorher dieses Thor in einem Kaufbrief erwähnt wird. An dem nordwestlichen Schenkel des Dreiecks stand der Pulverthurm, dessen Grundmauern im Jahr 1874 bei Anlegung des Wasserbassins wieder aufgefunden wurden. Weiter unten stand der Flötlinsthurm, durch den ein Thor führte, außerhalb desselben wurde im Jahr 1587, wie das Rathsprotokoll vom 25. Juli dieses Jahres sagt, eine ansehnliche Bastei errichtet, „weil die Stadt hier sonderlich blos sei.“ Innerhalb des Dreiecks stand ursprünglich

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Rottweil. H. Lindemann, Stuttgart 1875, Seite 173. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottweil0173.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)