Seite:OARottweil0176.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

freundlich belebte Neckarthal, über das hinweg das Auge an den nahen Waldbergen und in weiterer Entfernung an den großartigen Formen der Alb so gerne verweilt. Auf der Brücke selbst steht ein schönes nach dem Entwurfe des Professors Hölder von seinem achtzehnjährigen Schüler Michael Holl aus Hagen bei Hall in Werkstein gearbeitetes Marienbild, das leider in neuester Zeit durch rohe Hände verstümmelt, aber glücklich wieder hergestellt wurde. Treten wir nun in die Stadt selbst ein und erfreuen uns an der schönen breiten Hochbrückenstraße, weiter hin Friedrichsplatz genannt, die von Süd nach Nord durch die Stadt bis an die evangelische Kirche führt; sie wird von Süd nach West, von der bis zum schwarzen Thor ziehenden Hauptstraße, so ziemlich in der Mitte der Stadt rechtwinklich durchkreuzt und durch diese Kreuzung ist die beinahe viereckige ursprüngliche Stadt in vier ziemlich gleiche Viertel getheilt und zwar: in den hl. Kreuzort, den Sprengerort, den St. Lorenzort und den St. Johannisort. Der hl. Kreuzort, auch Judenviertel genannt, umfaßt das nordwestliche Viertel der Stadt und hat seinen Namen von der in ihm stehenden hl. Kreuzkirche, der Sprengerort (südwestliches Viertel), schon 1319 genannt, der St. Lorenzort (nordöstliches Viertel), er schließt die auf dem Gottesacker stehende St. Lorenz-Kapelle in sich und der St. Johannisort (südöstliches Viertel), von der früher in seinem Bereich gestandenen St. Johanniskirche so genannt. Die an der westlichen Seite der ursprünglichen Stadt in dem Befestigungsdreieck später entstandene Vorstadt erhielt von dem beim Hochthurm gestandenen Waldthor den Namen Waldthorort (Walterort). Mit den sich durchkreuzenden, die Stadt in 4 Viertel theilenden Hauptstraßen, laufen nun die Seitenstraßen jedes Viertels beinahe parallel, woraus die sehr regelmäßige Anlage der Stadt ersichtlich ist. Die Seitenstraßen und Gassen sind meist enge, jedoch reinlich, gepflastert und gut gehalten, während die breiten, in ganz gutem Zustande sich befindenden Hauptstraßen in der Mitte macadamisirt, und nur auf beiden Seiten gepflastert sind. Von den Straßen läuft die Hauptstraße von dem ehemaligen untern Thor bis zum schwarzen Thor ziemlich bergan, während die Hochbrückenstraße von dem ehemaligen Hochbrückenthor bis zur Kreuzung der beiden Hauptstraßen eben und erst weiter hin etwas bergan geht. Die parallel laufenden Nebenstraßen haben ähnliche Neigungen. Eine besondere Annehmlichkeit der Stadt ist, daß die meisten Straßen Aussichten in das Freie gestatten, so daß ein Blick die Straßen entlang fast immer mit einem freundlichen Landschaftsbild geschlossen wird. 1

Von öffentlichen Plätzen nennen wir: den mit Kastanienbäumen besetzten Kirchenplatz bei der hl. Kreuzkirche, den Marktplatz (Mathildenplatz) ein Theil der breiten Hochbrückenstraße, den

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Rottweil. H. Lindemann, Stuttgart 1875, Seite 176. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottweil0176.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)