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Dann verschiedene Figuren, die sich durch hohes Alter auszeichnen. Nr. 2, 3, 4, 52, 73 Apostelfiguren, 3′ 8″ hoch, lange hagere steife Gestalten in ausgebogenen Stellungen und enganliegenden, einfach gefältelten Kleidern; auf dem Dachboden der Pfarrkirche zu St. Georgen auf dem Schwarzwald gefunden, wo sie als Überbleibsel vom alten, nun zerstörten Benediktinerkloster aufbewahrt wurden. Nr. 20, 21 zwei Apostel aus der Übergangszeit, von Laitz bei Sigmaringen. Nr. 50 Madonna mit dem Christkind, die Zuflucht der Sünder (refugium peccatorum), diese als kleine Gestalten unter dem Mantel, 4′ 6″ hoch, aus der Pfarrkirche zu Gößlingen. Nr. 93 Grablegung, von St. Georgen. Nr. 115 Maria mit dem Christkind aus der Übergangszeit, 3′ 5″ hoch, aus dem Dorfe Überlingen. Nr. 126 Madonna, auf deren Schooße das Christkind steht, auch aus der Übergangszeit, soll in der hiesigen Heiligkreuzkirche gewesen sein. Nr. 164 fünf kleine Apostelfiguren aus Eichenholz, von Laitz.

Die wenigen altdeutschen Gemälde bieten nicht viel von Bedeutung, von den Glasgemälden sind zu nennen Nr. 3 und 4 österreichisches Wappen mit Maximilian II, und die hl. Elisabeth mit dem heil. Norbertus, einst in einem Fenster der Kapelle des Marchthalerhauses in Ehingen. Diese kurze Aufzählung möge genügen, um die Reichhaltigkeit der Sammlung, sowie das große Verdienst des unermüdlichen Sammlers, Herrn Kirchenrath Dr. Dursch, in’s rechte Licht zu stellen.

Kaum eine Viertelstunde südöstlich von Rottweil, links an der Straße nach Spaichingen, und an der westlichen Ecke des schönen Friedhofes, erhebt sich das Kirchlein zur Ruhe Christi, errichtet an der Stelle einer älteren Kapelle im Jahre 1715 in ansprechendem spätem Renaissancestil. Seine gegen die Stadt herschauende in gelblichem Sandstein ausgeführte Façade baut sich mit breiten toskanischen Pilastern auf, dazwischen stehen zwei Heilige in Muschelnischen; und darüber ist ein antikisirender mit großen Schnecken flankirter Giebel gebreitet. Das schöne von zwei korinthischen Säulen eingefaßte rundbogige Portal trägt auf seinem Schlußstein die Jahreszahl 1715. Auch an der Südseite sieht man ein hübsches Portal, dieses mehr im dorischen Stile gehalten. Das Innere wird von vier flachen mit schönen Laubwerkskränzen geschmückten Kreuzgewölben (Alles in Stuck ausgeführt) bedeckt, die je fünf Freskenmedaillons enthalten, schließt im Chore vieleckig und macht einen höchst erfreulichen und wohlthuenden Eindruck, der nur durch die oftmalige Übertünchung der feinen Stuckornamente etwas abgeschwächt wurde. Der für die Verhältnisse des Kirchleins kolossale Hochaltar ist in reichster

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Rottweil. H. Lindemann, Stuttgart 1875, Seite 194. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottweil0194.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)