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zu dem dreistockigen massiven Gebäude gehört ein schöner Garten nebst Hofraum.

4. Das evangelische Stadt-Pfarrhaus (die frühere sogenannte Herrenstube auf dem Friedrichsplatz), ein vierstockiges massiv erbautes Gebäude, das die Wohnung des evangelischen Stadtpfarrers und die evangelische Schule mit 2 Lehrzimmern enthält; der evangelische Schulmeister wohnt in der Hausmiethe.

5. Der eine Viertelstunde südöstlich von der Stadt im Neckarthale freundlich gelegene Bahnhof mit seinen Nebengebäuden, zu dem eine schön angelegte Straße führt, ist ein großartiges, lang hingestrecktes Gebäude, im Mittelbau 3stockig, auf den Flügeln 2stockig, aus weißem Keupersandstein und gelblichem Tuffstein erbaut; schöne Rundbogenarkaden öffnen sich gegen den Thalabhang hin, wie überhaupt das ganze Gebäude in sehr entsprechendem modernem Rundbogenstil erbaut ist.

6. Das Oberamtsgerichtsgefängniß mit den Arrestlokalen und der Wohnung des Oberamtsgerichtsdieners steht in der Höllgasse.

7. Der Fruchtkasten, ursprünglich Ökonomiegebäude der Bruderschaft, in der Bruderschaftsgasse, enthält Scheune, Stallungen und im oberen Stockwerk Arrestlokale; es ist ein altes ganz massives Haus, woran in einer Nische eine steinerne Ritterfigur mit dem Stadtadler auf dem Schilde steht.

Der Amtskorporation gehören:

1. Das Irrenhaus, steht außerhalb (südwestlich) der Stadt am sog. Gänswasen; das dreistockige Gebäude enthält 4 Irrenlokale und die Wohnung des Irrenwärters.

2. Das Oberamtsgefängniß mit den Arrestlokalen und der Wohnung des Oberamtsdieners steht hinter dem Oberamteigebäude.

3. Das Beschälgebäude mit Stallungen.

Von älteren Privatgebäuden sind sehenswerth und stammen noch aus der Zeit des Spitzbogenstiles: das östlich an den Spital anstoßende Thomas Grathwohl’sche Haus; es ist ganz von Stein, hat gedoppelte von sehr zierlichen gedrehten Stäben umfaßte Fenster und einen Erker mit folgender Inschrift: Al los Dios los honores 1626; dann im Innern gegen Süden ein Wendeltreppenthürmchen und im obersten Stock ein kleines Zimmer, dessen Wände und Decke mit spätgothischer Holzvertäfelung in reichen Maßwerksfiguren auf das schönste belebt sind. Spuren gothischer Bauart zeigt auch noch das dem Rathhaus gegenüber gelegene Gasthaus zur Stadt, ehemals die städtische Kanzlei samt Archiv, weßhalb es auch in den zwei unteren Geschossen theilweise gewölbt ist; die Fenster enthalten Steinkreuze, eines davon ist noch spitzbogig, am mittleren zweiten Stockwerk springt ein

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Rottweil. H. Lindemann, Stuttgart 1875, Seite 201. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottweil0201.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)