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Erbfolgekrieges die Stadt von Neuem um Minderung, weil durch diesen Krieg ihre Finanzen in die größte Zerrüttung gerathen seien, und auch K. Karl VI. unterstützte sie dabei mit seinem Fürwort. Man stellte daher eine Untersuchung des Finanzstandes der Stadt an und setzte in Folge hievon im Jahre 1729 den Matrikularanschlag auf 1581/2 fl. herab, aber die Stadt konnte ihrer häufig wiederholten Vorstellungen ungeachtet nicht zum Genuß dieser Moderation kommen, bis sie von K. Karl VII. den 3. Febr. 1743, von K. Franz I. den 13. Okt. 1755 ernstliche Befehle deßwegen erlangte und in einem an die Kreisversammlung eingereichten Promemoria vom 20. Dec. 1756 darstellte, wie sie ohne eine solche Moderation aus ihrer Finanznoth nicht herauskommen könne, da sie über 170.000 fl. schuldig sei und ihre Unterthanen von 100 fl. Vermögen in Kriegszeiten jährlich 6 fl., in Friedenszeiten 3 fl. Steuern entrichten müßten, worauf sie endlich in den Genuß dieser Moderation gesetzt wurde. In den letzten reichsstädtischen Zeiten wurden je am 13. Sept. (früher an Martini) jährlich 300 fl. Wiener Währung Reichsstadt- oder Urbarsteuer bezahlt.

Das Rottweiler Kreiscontingent an Mannschaft, welches im J. 1696 128 und wegen Zimmerns 14 Mann betrug, wurde im J. 1687 auf 75 Mann (12 zu Roß, 63 zu Fuß), später auf 41/3 Reiter, 422/3 Fußgänger herabgesetzt. Seit dem J. 1795 mußte die Stadt 41/2 Simplen: an Fußvolk 115 Mann (zum wolfeggischen Regimente) und 12 Reiter (zum württembergischen Dragonerregimente) stellen.

Bei Reichstagen nahm Rottweil auf der schwäbischen Städtebank mit Überlingen abwechselnd die 10te und 11te, auf Kreistagen ebenso die 7te and 8te Stelle ein, und zwar sollte nach dem Vergleiche vom 6. Juni 1563 nicht mehr Vor- und Nachmittags, sondern nach Sessionen gewechselt werden.

Was die

äußere Geschichte der Stadt

und zwar zunächst vorzugsweise in den zwei letzten Jahrhunderten des Mittelalters betrifft, so bewegt sich dieselbe dem ganzen Charakter dieser Periode entsprechend einerseits zwischen Fehden und Kriegen, welche zum Theil mit der allgemeinen deutschen Geschichte, zum Theil mit der der benachbarten Territorien, insbesondere Württembergs, zusammenhängen, andererseits zwischen Verbindungen insbesondere der Reichsstädte, welche durch das Bedürfniß nach Ruhe und Frieden im Reiche bei der Machtlosigkeit des Reichsoberhauptes damals in großer Anzahl hervorgerufen wurden.

Die im folgenden gegebene Aufzählung und kurze Geschichte

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Rottweil. H. Lindemann, Stuttgart 1875, Seite 234. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottweil0234.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)