Seite:OARottweil0251.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

und bayerischen Truppen führten sich nicht besser auf, Quartiere und Kontributionen dauerten fort. Am 2. Juli 1635 trieb eine Streifschaar Wiederholds das Vieh vor der Stadt weg, tödtete und verwundete etliche Bürger. Im Dec. 1638 wollten im Anschluß an einen Beschluß des Ulmer Kreiskonventes der Oberst Wolf und der Oberstlieutenant Edelstett der Stadt eine Besatzung von 800 Mann aufdrängen, und der erstere ließ, weil ihm der Eintritt abgeschlagen wurde, die Sturmleitern an die Mauern legen, und schon waren diejenigen der Vorstadt von seinen Truppen erstiegen, als die Rottweiler dieselben schnell wieder zurücktrieben. Doch mußte sich die Stadt im Jan. 1639 die Einquartierung von 200 Mann für längere Zeit gefallen lassen. Als Ende Julis 1639 diese Garnison endlich die Stadt verlassen, hatte sie und namentlich auch ihre Landschaft alsbald durch Durchzug kaiserlicher und bayerischer Kriegsvölker, welche vor Hohentwiel rückten, arg zu leiden; die meisten Bewohner der Dörfer flüchteten in die Stadt. Im Juni 1641 machte Wiederhold einen neuen Einfall ins Gebiet und nahm mit sich, was er an Pferden, Vieh und Lebensmitteln, besonders in Dunningen und Hausen vorfand, ließ auch in ersterem Orte mehrere Häuser verbrennen und 8 Personen niedermetzeln. Eine besonders schwere Zeit brachte aber das Jahr 1643. An der Spitze der französisch-weimaranischen Armee beabsichtigte nämlich der französische Feldmarschall Gr. Guebriant sich zunächst Rottweils zu bemächtigen, um von hier aus seine Armee zu verproviantiren und dann ins Württembergische zu ziehen. Als beim Annahen dieses Heeres die Garnison und die Bürgerschaft sich bereit erklärte, bis auf den letzten Mann sich vertheidigen zu wollen, schickte der Stadtkommandant Hauptmann Flettinger vom Mercyschen Regiment einen Expressen an den General Mercy mit der Bitte um Succurs, welcher auch am 23. Juli ankam, so daß die Garnison jetzt aus 3 Kompagnieen zu Fuß und 60 Reitern bestand. Am 24. d. M. traf Guebriant mit der ganzen Armee, bestehend aus 15 Reiter- und 13 Infanterie-Regimentern, ein und nahm sein Hauptquartier in Rottenmünster, während sich die Mannschaft theils im Neckarthale, in der Altstadt und in Göllsdorf, theils auf der Hochebene bis gegen Dietingen lagerte. Als die Stadt am 25. der Aufforderung, sich zu ergeben, keine Folge leistete, ließ Guebriant dieselbe mit solcher Heftigkeit beschießen, daß an diesem Tage 375 Kanonenkugeln in sie flogen, und nach abermaliger erfolgloser Aufforderung zur Übergabe Nachts auf 3 Seiten zugleich stürmen. Zwar mußte die Auvorstadt aufgegeben werden, allein die Besatzung wehrte sich so tapfer, daß die Stürmenden nach einem Verluste von 900 Mann sich zurückziehen

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Rottweil. H. Lindemann, Stuttgart 1875, Seite 251. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottweil0251.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)