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mußten, und Guebriant, der inzwischen Kunde von dem Anrücken der bayerischen Avantgarde erhalten hatte, hob die Belagerung auf und marschirte neckarabwärts. Allein den 5.–7. Nov. (N. St.) kam er mit der gegen 20.000 Mann starken französisch-weimaranischen Armee wieder angezogen und eröffnete den 7. d. M. die Belagerung. Nachdem mehrere Ausfälle der Belagerten glücklich abgelaufen, auch zweimalige Aufforderung Guebriants an die Stadt sich zu ergeben, trotz der starken Beschießung derselben (am 14. Nov. und in der folgenden Nacht geschahen 520 Schüsse gegen die Stadt) ohne Erfolg geblieben, verlor der Kommandant Oberstlieutenant Hettlach am 18. d. M., da ein Theil der Mauer fast ganz zusammengeschossen war, den Muth und kapitulirte trotz des Widerstrebens der Bürgerschaft. Am 19. begann darauf der Einzug in die Stadt und die siegreichen Truppen benahmen sich, wie wenn keine Kapitulation stattgefunden hätte, mißhandelten und beraubten die Bürger auf mannigfache Weise. (Dem Marschall selbst ward übrigens am 17., als er hinter den Schanzkörben stand, durch eine vom Mehlsack-Thurme aus geschossene Falkonetkugel der rechte Ellenbogen zerschmettert, so daß der Arm abgenommen werden mußte, am 21. bezog er sein Quartier im Dominikanerkloster, wo er einige Tage darauf, hauptsächlich in Folge ungeschickter Behandlung der Wundärzte, starb, nachdem er sich noch zuvor in die Rosenkranzbruderschaft hatte aufnehmen lassen. Seine Eingeweide wurden im Chor der Dominikanerkirche begraben, seine Leiche aber nahm General Rosen über den Rhein mit.) Doch zogen die Franzosen mit dem größten Theil der Armee bald wieder ab und erhielten am 24. d. M. bei Tuttlingen durch die Gegenparthie einen Hauptschlag. Am 26. ds. Ms. rückte das siegreiche Heer vor die Stadt, in welcher der junge Herzog Friedrich von Württemberg mit einer Besatzung von etwas über 2000 Mann zurückgeblieben war. Nach wiederholter Beschießung der Stadt und nachdem eine Bresche in die Mauer geschossen, kapitulirte der Herzog am 2. Dec. (v. Martens 450) und zog am gleichen Tage mit sämtlichen Offizieren und Bagagewägen ab, während die übrige Garnison mit Sack und Pack zur Disposition der Generalität gestellt und unter die kaiserlichen und bayerischen Regimenter gesteckt wurde. Am 5. ds. Mts. verließ das Heer die Stadt wieder unter Zurückbelassung einer Besatzung von 200 Mann. Allein drei Vorstädte, die Hochbrücker-, die obere und untere Auvorstadt, lagen in Folge der wiederholten Belagerungen dieses Jahres ganz in Schutt, alle Felder im Umkreise der Stadt waren verwüstet, die Thürme, Kirchen und andere öffentliche und Privatgebäude waren durch das Bombardieren sehr beschädigt, viele auch abgebrannt oder niedergerissen worden; in der

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Rottweil. H. Lindemann, Stuttgart 1875, Seite 252. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottweil0252.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)