Seite:OARottweil0254.jpg

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welcher für Stadt und Landschaft zusammen aus den Winterquartieren erwuchs, 176.781 fl. 16 kr., im Ganzen also die Summe von 265.021 fl. 58 kr. 5 hl.

Während des spanischen Erbfolgekrieges erschien im Mai 1704 eine kaiserliche Heerschaar unter dem Feldmarschall von Thüngen am 11. bei Schömberg und rückte von hier am 13. nach Rottweil, wo der Herzog Eberhard Ludwig von Württemberg am 14., der Feldmarschall Gr. Styrum am 15. mit weiteren Truppen zu ihm stießen, so daß der am 19. Mai in Rottweil angekommene Markgraf Ludwig von Baden im Lager bei Nieder-Eschach 35.000 Mann versammeln konnte, welche aber gleich weiter zogen. Am 19. Juli wurden 300 Mann deutscher Truppen in der Nähe der Stadt durch die Franzosen überfallen und größtentheils getödtet oder gefangen genommen, die Besatzung in der Stadt und Gegend aber im August bis auf 6000 Mann verstärkt. Nach dem Sieg bei Höchstädt (13. Aug. 1704) zog Prinz Eugen von Savoyen durch Rottweil, im J. 1707 aber erschienen in der Nähe französische Streifschaaren, welche den 14. Aug. Zimmern ob R. verbrannten, weßhalb württembergische und schwäbische Truppen in die Stadt gelegt wurden. Im Sept. 1713 lagerte sich der österreichische General Vaubonne auf seinem Rückzug vor dem französischen Marschall Villars in der Nähe der Stadt und ließ östlich von ihr am Waldsaume des sogenannten Katzenwäldchens beim Harthause Verschanzungslinien ziehen, deren Überbleibsel man noch zum Theil sieht, welche aber der Stadt große Kosten verursachten. Doch unterblieb ein Einfall der Franzosen, da die Friedensverhandlungen bald begannen. Am 8. Okt. d. Js. kam Pr. Eugen von Savoyen wiederum hierher und hielt am folgenden Tage Heerschau über die daselbst aufgestellten Truppen. Den Gesamtschaden berechnete man damals zu 226.595 fl. 22 kr.

Von den Drangsalen der folgenden Kriege, welche Deutschland durchtobten, hatte Rottweil weniger zu leiden; im österreichischen Erbfolgekrieg sah es im Sept. 1744 den französischen Marschall Belleisle mit seinen Truppen durchziehen; am 7jährigen Kriege nahm es eben insoferne Theil, daß es als Reichsstand sein Kontingent stellen und die gewöhnlichen Kreisprästanda tragen mußte; der bayrische Erbfolgekrieg war für die Stadt von keiner Bedeutung.

Schwerer trafen Rottweil wieder die Kriege mit Frankreich am Ende des 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts. Im Jahre 1792, als die französischen Ausgewanderten, namentlich der Marquis von Mirabeau, in der Umgegend Werbungen anstellten, befahl der Rottweiler Rath den 2. Febr. dem Landvolk seines Gebietes,

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Rottweil. H. Lindemann, Stuttgart 1875, Seite 254. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottweil0254.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)