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zugetheilt waren, enthielt. Die Tuchmacher besuchten viel auswärtige Jahrmärkte und Messen, unter anderm die Frankfurter, wo sie sogar den Vorstand hatten, und die Triberger, woselbst sie nicht nur von allem Zolle, das gewöhnliche Standgeld ausgenommen, befreit waren, sondern auch ihre gewissen Plätze und Stände ohne Loos bekamen. 4) Die Metzger. 5) Die Krämer. 6) Die Schneider. 7) Die Schuhmacher und Sattler, 8) Die Gerber. 9) Die Weber und Seiler. 10) Die Öbstler, eine Zunft, die im J. 1502 aufgehoben und mit anderen Zünften vereinigt wurde. 11) Die Herrenstube, die als Zunft schon im J. 1515 aufhörte. Sämtliche Unterthanen der Stadt waren von den ältesten Zeiten her verpflichtet, keine anderen Handwerksleute, als solche aus der Stadt zu gebrauchen. Allein die Landschaft fühlte sich durch dieses Herkommen und namentlich durch die den Stadtzünften zustehenden Hausvisitationen in ihren kommerziellen Verhältnissen beeinträchtigt und wandte sich deßhalb mehrere Male an den Kaiser und den schwäbischen Kreis mit der Bitte um Abänderung dieses drückenden Verhältnisses, und so wurden endlich im J. 1698 durch den kaiserlichen Commissionsreceß die Mißhelligkeiten zwischen der Stadt und der Landschaft dahin geschlichtet, daß den von der Stadt am weitesten entlegenen Dorfschaften einige Handwerker gestattet sein sollten, diese Dörfer auch ihre Söhne nach Handwerksbrauch lernen lassen durften, übrigens gegen die spezielle Verpflichtung, sich bei dem Handwerk in der Stadt gegen Entrichtung der bestimmten Gebühr zünftig zu machen. Den nähergelegenen Dörfern wurde nur ein Schneider gestattet; die Wirthe auf dem Land durften, soviel ihre Nothdurft erforderte, schlachten, aber kein Fleisch verkaufen (Vrgl. ob. S. 263).

Der älteste Jahrmarkt in Rottweil wurde am Kreuzerhöhungstag (14. Sept.) gehalten; K. Wenzel gestattete den 28. Okt. 1397 der Stadt die Abhaltung eines zweiten an Georgii, was K. Ruprecht den 7. Aug. 1401, K. Sigmund den 4. Jul. 1415 und 2. Mrz. 1434, K. Maximilian I. den 2. Juni 1507 unter Verlegung des Markts am Kreuzerhöhungstage auf den Lukastag (18. Okt.), K. Karl VI. im J. 1715 bestätigten. Gegen Ende des vorigen Jahrhunderts waren es 4 Jahrmärkte, darunter ein stark besuchter Viehmarkt. Auf den Wochenmärkten wurde viel Frucht gekauft und größtentheils in die Schweiz geführt; allein vom 13. Dec. 1773–30. Juni 1774 wurden nicht weniger als 4110 Mltr. Früchte und vom 30. Juni 1774–31. März 1775 sogar 5893 Mltr. in dem Rottweiler Kaufhaus nur von Auswärtigen aufgekauft und ins Ausland verführt, die Früchte nicht eingerechnet, welche von den Dorfschaften unmittelbar an Fremde abgesetzt wurden.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Rottweil. H. Lindemann, Stuttgart 1875, Seite 272. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottweil0272.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)