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Heiligkreuz-Bruderschaft zum Zweck von Andachtsübungen und Todtenfeiern für die verstorbenen Mitglieder; dieselbe wurde den 1. Mai 1740 erneuert, von P. Clemens XII. neu bestätigt und mit Indulgenzen und Ablässen ausgestattet, auch den 17. Sept. 1848 abermals erneuert (Württ. Jahrb. 1848, I. 67). 1

Die Kapellenkirche zu U. L. Frauen verdankt der Tradition zufolge ihre Entstehung einer Quelle, welche eine besondere Heilkraft für kranke Augen besessen, später aber zur Strafe wegen des mit ihrem Wasser getriebenen Aberglaubens versiegt sein soll.[1] Die Quelle soll in der Mitte des jetzigen Kapellenthurms entsprungen und ursprünglich nur von einer kleineren Kapelle überdeckt gewesen sein, als aber viele Wallfahrer herzuströmten und bedeutende Opferspenden niederlegten, sollen die Mittel so reichlich geflossen sein, daß man die Kapelle in den jetzigen Thurm umbauen und in der Mitte des 14. Jahrhunderts neben den damals schon vollendeten Thurm eine eigene Kirche mit einem Chor setzen konnte. – Auch diese Kirche zweigte sich, wie die Heiligkreuzkirche, von der Altstädter Pelagiuskirche (s. u.) ab. Demgemäß stand im 14. Jahrhundert die Schirmvogtei über sie dem Hause Österreich zu, von dem sie die Familie Rüti zu Lehen trug, und erscheinen ums J. 1330 als Schirmvögte Peter, Vater und Sohn (der letztere zugleich Kirchherr der Pfarrkirche), und Albrecht von Rüti. Dieselben hatten die Baulast zu tragen, dafür aber auch die Opfergaben für sich einzuziehen, allein da sie nur von letzterem Rechte Gebrauch machten, ohne ihrer Verpflichtung nachzukommen, so mußten sie sich den 22. Apr. 1331 zu einem Verzicht auf die Opfer, welche nunmehr durch die Kapellenpfleger eingezogen und für die Kapelle angelegt werden sollten, bequemen. Nach der Mitte des 14. Jahrhunderts aber ging das Schirmvogteirecht von den Rüti, wahrscheinlich im Verkaufswege, auf den Ritter Volz von Neuneck gen. Spiser über, welcher den 15. Okt. 1354 die zwischen den Herrn von Rüti und der Stadt geschlossenen Verträge bestätigte, auch sich und seine Nachkommen verpflichtete, daß sie keinem Geistlichen, der nicht gelobt hätte, dieselben gewissenhaft zu achten, eine Pfründe verleihen, sowie daß er den Kirchensatz an Niemand verkaufen oder versetzen oder verkümmern wolle. Allein den 19. Nov. 1400 trennte Herz. Lupolt der Dicke von Österreich mit Zustimmung des Ritters Hans von Wilflingen und seiner Söhne Heinrich und Hans, der nunmehrigen Lehensinhaber, als Kastenvogt diese


  1. Dieses Versiegen war wohl in Wirklichkeit die Folge von größeren Grabarbeiten in der Umgegend.
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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Rottweil. H. Lindemann, Stuttgart 1875, Seite 276. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottweil0276.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)