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J. 1403 von der Innung der Scheerer und Bader gestiftet. 7) Der Altar des h. Moriz, im J. 1403 von dem Pfarrer Heinrich Heeler zu Neukirch errichtet. 8) Der Altar des h. Johannes des Täufers, im J. 1403 von 2 Gebr. Bock gestiftet. 9) Der Altar des h. Antonius, im J. 1408 von Adelhaid Braitheimer gen. von Sulz errichtet. Dazu kamen noch 2 Nebenaltäre, des h. Joseph und der h. Anna, in der Thurmkapelle. Da jedoch diese Kaplaneien schwach dotirt waren, die Kapläne sich beschwerten und zu befürchten war, es möchte der Gottesdienst Noth leiden, entwarf der Magistrat eigene Statuten und eine Gottesdienstordnung, welchen den 1. Jan. 1441 vom Bischof Heinrich IV. von Constanz die Genehmigung ertheilt wurde. Es sollten nunmehr nur noch 6 Kapläne an dieser Kirche sein, von denen Jeder einen Altar und eine Pfründe haben sollte; das Einkommen der übrigen Altäre wurde unter die Inhaber der fortbestehenden Kaplaneien vertheilt. Einer der Kapläne wurde zur besseren Handhabung der Statuten, zum Vorsteher „Oberstkaplan“ ernannt; er hieß auch Pfarrherr der Kapelle, hatte die beste Pfründe und Amtswohnung. Im J. 1485 wurden die Statuten mit Genehmigung des Bischofs Otto von Constanz mit Zusätzen versehen. Im J. 1502 wurde durch den Kaplan der H. Kreuzkirche Hans Remy entsprechend der in der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts aufgekommenen Sitte ein eigenes Predigtamt gestiftet.

Allein die blühenden Verhältnisse der Kirche dauerten nicht zu lange. Im J. 1571 wurde die Zahl der Kaplaneien wegen zu geringer Einkünfte auf drei herabgesetzt, und auch jetzt noch war das Einkommen dieser Pfründen so gering, daß es durch Übertragung der St. Andreaspfründe an der H. Kreuzkirche erhöht werden mußte. Der 30jährige Krieg verzehrte nicht nur die Einkünfte, sondern drohte selbst dem Grundstocke den Untergang. Die Kirche mußte den 28. Nov. 1634 für einige Jahre geschlossen, zur Kirche gestiftete Kostbarkeiten mußten an das Kl. Wettingen in der Schweiz verpfändet, auch einige sonstige Veräußerungen vorgenommen werden. Hatte die Kirche im Anfange des Kriegs noch 2 Kapläne gezählt, so war seit 1637 nur noch einer hier, zu dessen Unterhaltung aber nicht einmal mehr die Einkünfte sämtlicher Kaplaneien hinreichten, so daß er am Ende davon lief und seine Pfründe im Stiche ließ. Im J. 1651 wurde daher die Kirche von dem Magistrat mit dem Grundstocke der Kaplaneien und der Hauspflege an den Jesuitenorden übergeben (s. u.).

Zur Geschichte der weiteren hiesigen Kirchen und Kapellen ist folgendes zu bemerken: die jetzige Ruhe-Christi-Kapelle wurde an einem uralten Wallfahrtsort im J. 1715 ohne Zweifel an der

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Rottweil. H. Lindemann, Stuttgart 1875, Seite 278. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottweil0278.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)