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hatte im J. 1572 eine eigene Schaffnerei hier. – Der Abt Heinrich von St. Blasien versprach den 6. Okt. 1382, daß er von den auf Rottweiler Bahn gelegenen Klostergütern die gesetzlichen Steuern entrichten und sich nach den Gesetzen und Gewohnheiten der Stadt richten werde (Glatz Regg. 47). – An das Kl. Salem stiftete Adelheid von Brendowe im J. 1360 ein hiesiges Haus (Cod. Salem. 4, 195). – Eine Reihe von Klöstern ließen sich zeitweise in den Schutz und das Bürgerrecht der Stadt aufnehmen, z. B. Bebenhausen 1363, Alpirsbach 1375, Gengenbach 1378, Petershausen und Reichenau 1406, Wittichen 1572.

Die Bruderschaft, d. h. eine – auch sonst häufig vorkommende – Vereinigung vieler Bürger, um gewisse Tugenden oder den Gebrauch verschiedener Tugendmittel zu befördern, zu welchem Zwecke dieselben eigene Satzungen, gewisse Gebete, Besuch der Kirche, Gebrauch der Sakramente, Krankenpflege, Armenunterstützung u. drgl. vorschreiben, ist hinsichtlich ihres Ursprungs in Dunkel gehüllt, fand jedoch bald Gönner an den Herren von Zimmern, von denen sie ein eigenes Haus, das sog. Armen-Gotteshaus-Bruderschaft,[1] erhielt. Eine Menge milder Stiftungen, welche der Bruderschaft im Verlaufe der Zeit zu Theil wurden, setzte dieselbe in den Stand, nicht nur ihre Hauptaufgabe, die Unterstützung der Armen und Nothleidenden zu erfüllen, sondern auch nach und nach einen nicht unbedeutenden materiellen Besitzstand zu gründen. Sie erwarb die Grundherrlichkeit über die Dörfer Deißlingen, Dauchingen, Weilersbach und Mühlhausen, wenigstens vorübergehend das Schloß und den halben Theil des Dorfes Cappel (s. ob. S. 258), den 27. Mai 1707 durch Kauf von Georg Hermann Freiburgers Erben den Zehenten zu Weilersbach samt Rechten und Zugehörden, den sog. Gührenhof und das sog. Hans Wenesengut daselbst, den sog. Segen-Zehenten zu Dauchingen als fürstenbergische Lehen, im J. 1791 den Kehlhof zu Deißlingen (s. u. – vergl. oben S. 263). Nach der Mediatisirung der Stadt wurde im J. 1805 das Vermögen der Bruderschaft und des Spitals (s. u.) vereinigt, und seit dieser Zeit besteht diese Vermögensmasse unter dem Namen: Armenfondspflege.

Der Spital zum heiligen Geist, auch St. Galli-, St. Erhards-Spital genannt, tritt uns urkundlich zuerst entgegen in der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts. Den 13. April 1275 nahm P.


  1. Dieses Haus, hinter der H. Kreuzkirche gelegen, brannte bei der Feuersbrunst des J. 1696 ab, und der an demselben zum Andenken an die Herren von Zimmern angebrachte steinerne geharnischte Ritter ist noch jetzt an dem Nebenhause, dem sog. Neuen Baue, zu sehen.
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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Rottweil. H. Lindemann, Stuttgart 1875, Seite 288. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottweil0288.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)