Seite:OARottweil0312.jpg

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Landstraße ablenkt und von dieser geht ein Vicinalweg nach Göllsdorf ab. Gutes Trinkwasser liefern hinreichend 9 stark laufende Brunnen, überdieß fließt der Neckar durch den Ort, der unterhalb desselben die Prim aufnimmt. Im Ort führen eine steinerne und eine hölzerne Brücke, wie auch ein hölzerner Steg über den Neckar.

Die Einwohner, ein hübscher freundlicher Menschenschlag, treiben hauptsächlich Landwirthschaft, Viehzucht und etwas Gewerbe. Es bestehen 3 Schildwirthschaften, worunter eine mit Bierbrauerei, 2 Kramläden und 3 Mühlen (s. oben). Viele Einwohner arbeiten in der Fabrik zu Bühlingen. Die natürlichen und landwirthschaftlichen Verhältnisse sind dieselben wie in Rottweil, auf dessen Markung der Ort liegt; auch haben die Bürger von Altstadt die gleichen Rechte wie die Rottweiler.

Im nördlichen Theil des Dorfs befindet sich zunächst der römischen Heerstraße, schon auf der Flur Mittelstadt, die sog. Malstatt; man sieht daselbst auf einem freien Platz neben einer Linde 4 marksteinähnliche Tuffsteine, welche die Ecken eines Oblongums bezeichnen, dessen Langseite 14′, die Schmalseite 7′ beträgt. Hier wurde das Pürschgericht abgehalten.

Um die Mitte des 14. Jahrhunderts war der Hof zu Rottweil in der alten Stadt, den Arnold der Widemer baute, und da der Kirchensatz zu Rottweil und die Altstadt mit Gerichten, Zwingen und Bännen, Leuten und Gütern ingehörte, ein Bestandtheil der österreichischen Grafschaft Kiburg (Kantons Zürich)[1] und von Herzog Albrecht II. von Österreich an Herzog Reinhold von Urslingen, von dem letzteren aber hinwiederum an den Ritter Renher (Reinhard) von Rüti zu Lehen gegeben. Renher von Rüti kam zwar den 2. April 1353 mit genanntem Reinhold dahin überein, daß er den Hof an das Kl. Rottenmünster verkaufen dürfe, allein dieses Verkaufsprojekt kam nicht zu Stande, Renher verkaufte den Hof samt Zugehörungen vielmehr bald darauf an Volz von Neuneck, welchen obiger Herzog Albrecht den 25. März 1354 damit belehnte. Durch Schuldennoth gezwungen verkauften jedoch Volz von Neuneck und seine Söhne Burkhard und Ulrich an die Stadt Rottweil um 365 fl. „die alte Stadt zu Rottweil ennant dem Neckar mit Gericht, Vogtei, Vogtrechten, Zwingen und Bännen, Hofstätten, Tafern, Zinsen, Gülten, allen Rechten, Nutzen, Gewaltsamen und Zugehörden, ausgenommen allein den Widemhof, da der Kirchensatz und die Kirche zu St. Pelaien ingehörte, den Frohnhof daselbst und die Schultera


  1. Kiburgischer Besitz in der näheren Umgegend ist sonst allerdings nicht bekannt, sollten die Urkunden vielleicht Hohenberg und Kiburg verwechselt haben?
Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Rottweil. H. Lindemann, Stuttgart 1875, Seite 312. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottweil0312.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)