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Messe zu lesen hat, ist im Ort. Die Kinder besuchen die Schule in Villingen, wohin die Stadt Rottweil die Schulgelder bezahlt. Trinkwasser liefert spärlich ein laufender Brunnen, der übrige Wasserbedarf muß von Lackendorf herbeigeschafft werden. Die natürlichen und landwirthschaftlichen Verhältnisse sind wie in Villingen.

In dieser Gegend befand sich früher ein den Herrn von Zimmern gehöriger Wald des Namens, der seine eigene Markung hatte, und wie es scheint erst gegen Ende des 17. Jahrhunderts theilweise urbar gemacht wurde. Zu Anfang des 18. Jahrh. wurde hier ein kleiner Hof gebaut, welcher aber sogleich Anlaß zu Streitigkeiten gab: wegen des Waidgangs mit der Gemeinde Villingen, wegen des Zehentens mit der Johanniterkommende zu Rottweil als Patronats- und Zehentherrin zu Villingen. Der letztere Streit wurde durch einen Vergleich vom 4. Sept. 1715 (bestätigt zu Worms den 21. Juni 1716, zu Rottweil den 21. Juli 1716) dahin beigelegt, daß der jeweilige Pfarrvikar in Villingen für die Zukunft auf dem Hofe gegen die in der Pfarrei Villingen gewöhnlichen Stolgebühren die Sacra verwalten und die Stadt der Kommende für ihre Ansprüche an den Hof jährlich 6 Mltr. Frucht liefern sollte, wofür die Stadt den Hochwald mit allen Rechten und Gerechtigkeiten, insbesondere dem ausschließlichen Zehentrechte besitzen sollte. Im Jahre 1796 verkaufte dieselbe jedoch aus Geldnoth den in 4 Stücke zertheilten Hof (ausschließlich des Waldes) im Ganzen um 13.933 fl. 30 kr. an einzelne Käufer.

k. Neckarburg, hat im tief eingeschnittenen Neckar-Thale 13/4 Stunden nördlich von Rottweil eine romantische Lage zunächst der hier vorbeiführenden Eisenbahn und besteht aus einem ansehnlichen Wohnhaus, einem großen Ökonomiegebäude, der Wohnung eines gräfl. Bissingen’schen Jägers und zwei kleineren Häuschen. Wasser ist hinreichend vorhanden. Ganz in der Nähe des Hofs erhebt sich ein schön modellirter Hügel, um den der Neckar einen reizenden Bogen beschreibt; auf ihm ragen die äußerst malerischen Ruinen der Neckarburg empor, von der noch die 3 Stockwerke hohen Mauern des ehemaligen Schlosses, die Ringmauer und Kellergewölbe erhalten sind. Hinter der Ruine steht ein gut erhaltenes, freundliches Kirchlein nebst dem Begräbnißplatz, auf den früher die Verstorbenen von Neckarburg beerdigt wurden, was seit neuerer Zeit auf den Gottesacker in Villingen geschieht. Auch die Kinder gehen in die Schule nach Villingen. Zu dem Hof, der jetzt Eigenthum des Grafen von Bissingen-Nippenburg ist, gehört ein arrondirtes Gut mit 181 Morgen Äcker, 87 M. Wiesen, 86 M. Weiden und 320 M. Waldungen. Die meist ergiebigen Feldgüter sind verpachtet und

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Rottweil. H. Lindemann, Stuttgart 1875, Seite 320. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottweil0320.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)