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Vergleichen zwischen dem Abt von St. Georgen zu Villingen einerseits und den Pfarrern zu Villingerdorf andererseits vom 19. Okt. 1748 und 30. Juni 1781 versahen diese letzteren gottesdienstliche Handlungen für die hiesigen Einwohner und hielten insbesondere alle Monate eine Messe in der Kapelle, wie dies noch heutzutage geschieht. – Im J. 1750 erhielt der Franziskaner Thaddeus Koch aus Rottweil die Erlaubniß, neben der Kapelle eine Eremitenwohnung zu erbauen, welche jedoch 1774 einging, übrigens lebte im J. 1791 wieder ein Eremit hier.

l. Rottenmünster mit der K. Saline Wilhelmshall.

Eine halbe Stunde südöstlich von Rottweil, in schöner fruchtbarer Weitung des Neckarthals, liegt auf der linken Seite des Flusses das ehemalige Reichsstift Rottenmünster. Unfern oberhalb des Klosters, bei Bühlingen, drängt sich der jugendliche Neckar durch eine Thalenge, an deren östlicher Seite sich der bewaldete, freistehende Stallberg erhebt, und der Blick aus den Fenstern des im Süden der ganzen Anlage stehenden Klostergebäudes ging gerade dorthin und fand einen friedevollen lieblichen Abschluß.

Von Rottweil, also von der entgegengesetzten Seite, herkommend trifft man zuerst links an der Landstraße nach Bühlingen die hohe den ganzen Klosterkomplex umschließende Mauer, und durch das Thor in den sich lang von Norden nach Süden streckenden Hof eingetreten, hat man sofort zur Rechten ein Gasthaus mit Bierbrauerei, links das frühere Kameralamt, jetzt Wohnung des Salinenkontroleurs, weiter unten die hübsche Wohnung des Revierförsters und dann die weitläufigen steinernen, z. Th. noch mit spitzbogigen Eingängen versehenen Ökonomiegebäude; am ehemaligen Fruchtkasten steht die Jahreszahl 1686.

Die rechte Seite des Hofes nimmt die große Kirche ein, erbaut in den kahlen Formen einer sehr späten Renaissance und mit dem Chor gegen Osten gerichtet. Vor der einst bemalten Kirche steht auf dem verwahrlosten, öden, vergrasten Platze, versiegt und verwittert, der früher aus vier Röhren sein lauteres Wasser spendende Klosterbrunnen, er trägt eine schöne Rococosäule mit jonischem Kapitell und der Jahreszahl 1706. Diese Seite (die Schauseite) der Kirche wird von einigen Portalen belebt, das Hauptportal, mit zwei Säulen und dem Wappen von Rottenmünster geschmückt, trägt die Jahreszahl 1662, das andere die Jahreszahl 1731. Die Kirche wurde in den Jahren 1662–1664 wieder aufgebaut, und am 27. Juli 1664 vom Bischof von Constanz eingeweiht. An ihre Südseite stößt das den Kreuzgarten im Rechteck umschließende 3stockige Klostergebäude, errichtet in den Jahren 1665–1669 (s. auch unten

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Rottweil. H. Lindemann, Stuttgart 1875, Seite 326. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottweil0326.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)