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Rottenmünsters so sehr sich überzeugt, daß man nach Umständen zu dem Mittel der Herstellung einer Soolenleitung von Schwenningen nach Rottenmünster gegriffen hätte. Jeder Zweifel am Gelingen wurde aber gehoben, als man am 2. Dezbr. desselben Jahres an der Prim einen mächtigen und sehr reinen Salzstock erbohrte. Nach Vollendung des ersten Bohrlochs im Primthale wurde, 30′ von diesem entfernt, ein zweites und bald darauf thalaufwärts 1500′ von Nr. 2 ein drittes und 80′ weiter hinauf ein viertes Bohrloch angesetzt. Bei Nr. 3 u. 4 zeigten sich im Dach des Steinsalzes weiße Thonschichten, welche nachstürzten, so daß bald keine nachhaltig gute Soole sich ergab. Zur Sicherung des Soolenbedarfs der Saline wurden daher in den Jahren 1830–35 zwei weitere Bohrlöcher an der Prim Nr. 5 u. 6 ca. 2000′ unter Nr. 1 niedergestoßen, wobei man versuchsweise das Sailbohren in Anwendung brachte. Im Jahre 1837 stürzten die Bohrlöcher Nr. 1 u. 2, welche von der Gründung der Saline an beinahe ununterbrochen im Betriebe waren, zusammen, der Soolengehalt fiel von 261/2° auf 25° und da alle Versuche, brauchbare Soole wieder herzustellen, mißlangen, so setzte man, 70 Fuß von Nr. 6 entfernt, im Jahre 1838 ein Bohrloch Nr. 7 an. Endlich wurden noch in den Jahren 1849 und 1851 mittelst des Kind’schen Bohrapparats die Bohrlöcher Nr. 8 neben Nr. 7 und Nr. 9, 24′ von Nr. 2, niedergebracht.

Die Ergebnisse aller dieser Bohrungen sind in folgender Übersicht S. 337 zusammengestellt:

Das Wasser der Prim, welches die Bohrlöcher erfüllt, ist sehr rein und bringt deshalb auch eine reine, volllöthige Soole hervor. Auch der hohe Stand der Horizontalwasser in den Bohrlöchern befördert die Auflösung im Steinsalze und erleichtert den Gang der durch Wasserkraft getriebenen Pumpwerke, welche die Soole heben und den Reservoirs auf der Saline zuführen.

Durch allerhöchste Resolution vom 5. Oktbr. 1824 wurden die Plane der neuen Salinen-Anlage bei Rottenmünster genehmigt und es entstanden auf der Anhöhe an der rechten Seite des Neckars, dem Kloster Rottenmünster gegenüber, 6 zum Theil durch Querbaue mit einander verbundene Siedhäuser nebst Zugehör an Soolenleitungen, Reservoirs etc. Die beiden unter einer Verwaltung vereinigten Salinen erhielten den Namen Wilhelmshall. Auch wurde im Thale auf der Area einer abgebrannten Mühle, welche treffliche Wasserkraft darbot, die Schmidwerkstätte errichtet, und daselbst im Jahre 1827 eine Rundsäge zur Herstellung der Faßböden angefügt. Zu den Wohnungen für die Beamten und Offizianten dienten die beim Kloster Rottenmünster befindlichen Nebengebäude.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Rottweil. H. Lindemann, Stuttgart 1875, Seite 336. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottweil0336.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)