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die an Ortsbürger verliehen werden, 296 fl., aus 80 Morgen Gemeindegütern 300–350 fl. und aus 30 Morgen Gemeindewiesen 700–1000 fl.

Die Pferdezucht ist unbedeutend, dagegen die Pferdehaltung (80 St.) ziemlich namhaft; die Stuten kommen zur Bedeckung auf die Beschälplatten nach Rottweil und Waldmössingen. In ganz gutem Zustande befindet sich die Rindviehzucht (Kreuzung von Simmenthalerrace und Neckarschlag), zu deren Nachzucht 2 reine Simmenthaler- und 2 von gekreuzter Race aufgestellt sind. Herbstaustrieb findet noch statt. Der Handel mit Vieh auf benachbarten Märkten ist beträchtlich. Auf der Markung läßt ein fremder Schäfer den Sommer über 400 St. deutsche Schafe laufen; die Wolle wird in das In- und Ausland abgesetzt, fettgemachte Hämmel gehen meistens nach Frankreich. Eigentliche Schweinezucht besteht nicht, die Ferkel bezieht man von außen, dagegen werden viele aufgemästete Schweine verkauft.

An Stiftungen sind vorhanden: 1) der Kirchenfonds, von dem Kloster St. Blasien gestiftet, ursprünglich 9200 fl. betragend, gegenwärtig aber in Folge des Kirchenbaus auf 4000 fl. vermindert; 2) ein Schulfonds von 300 fl., gestiftet von Theresia Baumann und 3) ein Armenfonds von 300 fl., von verschiedenen Ortsbürgern gestiftet.

Von Spuren aus früher Vorzeit nennen wir die von Epfendorf nach Röthenberg führende ehemalige römische Heerstraße, welche einige 100 Schritte südlich am Kasparlenshof vorbei zieht. Etwa 10 Minuten westlich von Bösingen kommt die Flurbenennung „Bebenstall“ vor, was auf eine abgegangene Befestigung (Burgstall) hindeutet.

Zu der Gemeinde gehört:

b. Kasparlenshof, 1/2 Stunde nordwestlich vom Mutterort an der Vicinalstraße nach Beffendorf gelegen.

Bösingen, früher auch Bosinga, Bosingin geschrieben, tritt zuerst in der Geschichte auf durch Erwerb geistlicher Korporationen: Herzog Burkhards von Alemannien Wittwe Hadwig schenkte hiesigen Besitz als Zugehörung des Guts Epfendorf an das Kl. Petershausen, welchem zu gut auch K. Otto III. den 4. Nov. 994 darüber verfügte; einer der Stifter des Kl. Alpirsbach, Graf Adelbert von Zollern, begabte dieses Kloster, als er selbst in dasselbe eintrat, mit hiesigem Besitz, was P. Paschalis II. den 12. Apr. 1101 bestätigte (Wirt. Urk.-B. 1, 231. 328).

Nach der Aufzeichnung der Hohenberger Lehen aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts war der Ort ein solches Lehen der

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Rottweil. H. Lindemann, Stuttgart 1875, Seite 348. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottweil0348.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)