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einer Hanfreibe, die andere mit 3 Mahlgängen, einem Gerbgang und einer Hanfreibe, ferner 2 Sägmühlen, 2 Schildwirthschaften, worunter eine mit Bierbrauerei, und 3 Kramläden. Als Nebenbeschäftigung wird von weiblichen Personen die Stickerei getrieben. Die Vermögensverhältnisse der Einwohner waren früher sehr gut, haben sich aber seit Mitte des vorigen Jahrhunderts allmählig vermindert und in den Jahren 1850–1853 ist völlige Verarmung eingetreten: seit etwa 10 Jahren erholt sich jedoch der Ort sichtlich und der Wohlstand ist im Zunehmen. Gegenwärtig besitzt der vermöglichste Bürger 40 Morgen Güter und 51/2 Morgen Wald, der mittelbegüterte 6 Morgen Feld und 6/8 Morgen Wald, die ärmere Klasse 1/4 Morgen Feld. Auf angrenzenden Markungen haben die Ortsbürger etwa 20 Morgen.

Die nicht große Markung ist, mit Ausnahme der im Nordosten liegenden Hochfläche, bergig und von dem Schlichem-Thal und dessen Seitenthälchen vielfältig und tief eingeschnitten durchfurcht. Der im allgemeinen fruchtbare Boden besteht hauptsächlich aus den Zersetzungen des schwarzen Jura und zwar an den Gehängen aus den unteren Schichten desselben und theilweise noch in die obersten Keuperschichten eingreifend, auf den Hochflächen aber bildet der Posidonienschiefer die Unterlage, und wird häufig mit einem mehr oder minder mächtigen fruchtbaren Lehm überlagert. Liaskalk wird an mehreren Stellen zu Straßenmaterial und der Bonebedsandstein als Baustein, zuweilen auch als Schleifstein, abgebaut; jüngerer Süßwasserkalk (Tuffstein) kommt an vielen Stellen, jedoch nicht ergiebig, vor. Das Klima ist ziemlich mild, indessen wird die Gegend nicht selten von schädlichen Frühlingsfrösten, die der Obstblüthe schaden, heimgesucht; Hagelschlag kommt nur zuweilen vor.

Die Landwirthschaft wird mit Anwendung verbesserter Ackergeräthe (amerikanischer Wendepflug, eiserne Egge, Dreschwalze) fleißig betrieben und hat sich seit mehreren Jahren sichtlich gehoben. In größtentheils zweckmäßig angelegten Düngerstätten werden die gewöhnlichen Düngungsmittel fleißig gesammelt und außer diesen kommt noch der Pferch, Gips, Kompost und Asche zur Anwendung. Von den gewöhnlichen Getreidearten baut man vorzugsweise Dinkel, Haber, Linsengerste und in neuerer Zeit auch Weizen mit gutem Erfolg; außer diesen kommen noch Kartoffeln, dreibl. Klee, Luzerne, Esparsette und Hanf zum Anbau. Von den Felderzeugnissen können über den örtlichen Bedarf 3–400 Schffl. Dinkel und 50–60 Schffl. Haber auf der Schranne in Rottweil abgesetzt werden. Die Obstzucht ist von einigem Belang und erlaubt in günstigen Jahrgängen noch einen Verkauf nach außen von 2–300 Sri; man pflanzt

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Rottweil. H. Lindemann, Stuttgart 1875, Seite 359. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottweil0359.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)