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Gemeindebaumschule bezogen, die, wie überhaupt die Obstpflege, von einem besonders aufgestellten Baumgärtner überwacht wird.

Die Gemeinde besitzt 1900 Morgen meist mit Nadelhölzern bestockte Waldungen und überdieß liegen noch 2800 Morgen Staats-und Rottweiler Waldungen auf der Markung; der Ertrag aus dem Gemeindewald beträgt jährlich 650 Klafter und 15.000 Stück Wellen, hievon erhält jeder Bürger 1 Klafter als Holzgabe, das übrige Holz wird verkauft, was der Gemeindekasse eine jährliche Rente von 5000 fl. sichert. Überdieß bezieht die Gemeinde aus der Brach- und Stoppelweide 700 fl. und aus der Pferchnutzung 500 fl. Von den vorhandenen Allmanden sind 350 Morgen an die Ortsbürger unentgeltlich vertheilt, während 40 Morgen von denselben nebst 40 Morgen Gemeindegütern zu Gunsten der Gemeindekasse um 1000 fl. jährlich verpachtet werden.

Was die Viehzucht betrifft, so ist die der Pferde (Mecklenburger Race), wie auch die Pferdehaltung nicht von Bedeutung, dagegen wird die Rindviehzucht ausgedehnt und gut betrieben, man züchtet einen tüchtigen Landschlag, mit Simmenthalerrace gekreuzt, und zur Unterhaltung und Verbesserung des Viehstandes sind 6 reine Simmenthalerfarren aufgestellt. Der Handel beschränkt sich nur auf das entbehrlich gewordene Vieh. Auf der Markung läßt der Besitzer des Heiligenhofs den Sommer über etwa 300 Bastardschafe laufen und überwintert diese auf seinem Hof. Die Wolle wird in Tuttlingen, Kirchheim etc. abgesetzt und der Abstoß der Schafe geht nach Frankreich. Sehr namhaft ist die Schweinezucht und Mastung (halbenglische, Pollacken- und Baierschweine), indessen werden mehr Ferkel eingeführt als nach außen abgesetzt; für gemästete in Handel gebrachte Schweine beträgt der jährliche Erlös 5–6000 fl.

Die Fischerei im Neckar (Schuppfische und Forellen) hat der Staat, der sie um 4 fl. jährlich verpachtet.

Von besonderen Stiftungen sind zu nennen: 1) die Wilhelm’sche Stiftung, ursprünglich 1133 fl. 40 kr., gegenwärtig 8228 fl. 50 kr., deren Zinse zur Unterstützung für Hausarme und arme Kinder verwendet werden; 2) die Pfarrer Huber’sche Stiftung mit 1200 fl. für Lehrgelder.

Über die Markung führt, an vielen Stellen noch deutlich erkennbar, die ehemalige römische Consularstraße von Rottweil an den Oberrhein, an ihr oder doch in nicht großer Entfernung von derselben kommen folgende, auf abgegangene Wohnorte und Befestigungen hindeutende Flurbenennungen vor: „Wache“, eine Anhöhe südwestlich von Deißlingen, die ohne Zweifel von den Römern zu einem Wachposten benützt wurde; ferner „Hinter-Höfen, zu Bittelbronn,

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Rottweil. H. Lindemann, Stuttgart 1875, Seite 366. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottweil0366.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)