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Waldungen. Das Gut ist in Selbstverwaltung und wird unter der Leitung des freiherrlichen Rentbeamten im Dreifeldersystem umsichtig bewirthschaftet.

Die mittelgroße Markung, von der ein großer Theil als Weide und Wald benützt wird, hat, soweit sie dem Feldbau dient, eine theils hügelige, theils flachwellige Lage, der übrige Theil ist sehr bergig und besteht hauptsächlich aus dem steilen Plettenberg und dessen sehr unebenen, vielfältig tief eingefurchten Ausläufern; dagegen ist das größtentheils als Weide benützte Plateau des Plettenbergs wieder eben. Die Aussicht von dem Plettenberg gehört zu den schönsten in Württemberg, der Blick schweift hier gegen Westen über den Schwarzwald hinweg an die fernen Vogesen, gegen Norden weit in das Unterland hinein, gegen Osten und Süden an die nahen scharf und grotesk gegliederten Albberge und gegen Südwesten sind in blauer Ferne die schneebedeckten Häupter der Schweizeralpen noch sichtbar (s. hier. den Abschnitt „Naturschönheiten“).

Die Verhältnisse des im allgemeinen mittelfruchtbaren Bodens sind sehr verschieden und bestehen in dem nördlichen ebeneren Theil der Markung aus den leichten Zersetzungen des in mäßiger Tiefe unterlagernden Posidonienschiefers, gegen den Plettenberg hin geht der Boden in die schweren tiefgründigen Produkte der verschiedenen Schichten des braunen Jura über, während der Plettenberg selbst aus den unteren Schichten des weißen Jura besteht, die theils einen thonigen, theils einen leichten kalkreichen Boden liefern. Ein Kalksteinbruch am Plettenberg liefert hauptsächlich Straßenmaterial und Mauersteine und überdieß besteht am Fuß des Plettenbergs eine sogenannte Kiesgrube (weißer Juraschutt), die ebenfalls abgebaut wird. Das Klima ist mit Ausnahme des auf dem Plettenberg gerade nicht rauh und erlaubt noch den Anbau von Obst, dagegen wollen feinere Gewächse, wie z. B. Gurken, nicht gerne gedeihen; Frühlingsfröste und kalte Nebel schaden öfters, namentlich der Obstkultur. Hagelschlag kommt sehr selten vor.

Die Landwirthschaft, bei der die rationelle Bewirthschaftung des freiherrlichen Guts mit dem besten Beispiel vorangeht, wird so gut als es die Verhältnisse erlauben, betrieben und zur Besserung des Bodens kommen, außer dem in gut angelegten Düngerstätten fleißig gesammelten Stalldünger, noch der Pferch, Gips, Asche und Kompost in Anwendung. Neben dem noch üblichen Wendepflug hat der Suppingerpflug Eingang gefunden, während andere verbesserte Ackergeräthe nur bei der Gutsherrschaft im Gebrauch sind. Zum Anbau kommen vorherrschend Dinkel und Haber, ferner Gerste, Kartoffeln, dreiblätteriger Klee, Esparsette, Wicken, Ackerbohnen, Kraut,

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Rottweil. H. Lindemann, Stuttgart 1875, Seite 386. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottweil0386.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)