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liegenden Quelle gespeist werden. Außer diesen sind 8 Schöpf- und 131 Ziehbrunnen vorhanden. Auch besteht eine Wette im Ort und überdieß fließt die Eschach ganz nahe an demselben vorüber; sie tritt zuweilen aus und verursacht einigen Schaden an den zunächst gelegenen Gütern. Außer der Eschach fließen über die im allgemeinen nicht quellenreiche Markung noch der Eberbach, der Kimmichgraben, der Haselbach, der Heckenweiherbach und einige andere unbedeutende Bäche. Früher bestanden 2 Weiher, einer am Heckenweiherbach und einer am Kimmichgraben, die trocken gelegt und in Wiesengrund verwandelt wurden. Über die Eschach sind 3 steinerne und 4 hölzerne Brücken nebst 3 Stegen angelegt, deren Unterhaltung der Gemeinde zusteht.

Die körperlich kräftigen Einwohner, von denen gegenwärtig 3 über 80 Jahre zählen, sind geordnete, fleißige und sparsame Leute, deren Haupterwerbsquellen in Feldbau und Viehzucht bestehen, nebenbei sind die Gewerbe nicht ganz unbedeutend; außer den nöthigen Handwerkern, von denen die Schneider, Schuhmacher und Schmiede am stärksten vertreten sind und auch nach außen arbeiten, besteht eine Strohmanufaktur, die 10–12 Arbeiter im Hause und gegen 80 weibliche Personen außerhalb des Hauses und in der Umgegend mit gutem Erfolg beschäftigt; ferner sind vorhanden eine mechanische Werkstätte, in welcher auch auswärts vielgesuchte Mühlgeräthschaften und Strohschneidstühle verfertigt werden, 5 Mühlen mit 14 Mahl-, 5 Gerbgängen und 2 Malzschroten, eine Sägmühle, 2 Schildwirthschaften, 3 ansehnliche, mit Wirthschaften verbundene Bierbrauereien, welche ihr beliebtes Bier auch auswärts absetzen, 2 Kauf- und 3 Kramläden.

Die Vermögensverhältnisse der Einwohner gehören zu den besseren, indem die vermöglichste Klasse 60–88, die mittelbegüterte 40–50 und die minderbegüterte 3–10 Morgen Grundeigenthum besitzt. In D. ist der berühmte Bildhauer Landolin Ohnmacht im Jahr 1760 geboren (s. u.)

Die sehr ausgedehnte, schön arrondirte Markung, von der etwa 1/3 dem Waldbau dient, hat eine hügelige, von leicht eingefurchten Thälchen, Rinnen und Mulden vielfältig durchzogene Lage und einen mittelfruchtbaren, gegen den Schwarzwald hin theilweise wenig ergiebigen Boden, der im östlichen Theil der Markung, auf der linken Seite des Eschach-Thales, aus den mit Lehm gemengten Zersetzungen des Hauptmuschelkalks und der Anhydritgruppe besteht, während auf der rechten Seite der Eschach die Zersetzungsprodukte des Wellenmergels und des Wellendolomits, theilweise noch des bunten Sandsteines auftreten. Es bestehen 2 Muschelkalksteinbrüche, aus denen hauptsächlich Straßenmaterial gewonnen wird, ein Buntsandsteinbruch,

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Rottweil. H. Lindemann, Stuttgart 1875, Seite 394. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottweil0394.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)