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Zeit durch einen, 91 Artikel umfassenden Receß vom 11. März 1793 geschlichtet wurden.

Das Patronatrecht der hiesigen, schon im J. 1275 (s. ob. S. 158) genannten Kirche, zugleich der Mutterkirche von Herrenzimmern und Seedorf (OA. Oberndorf), stand in den J. 1348 und 1352 dem Rottweiler Bürger Johannes Canzler zu, in der Folge jedoch war dasselbe ein Lehen der auch sonst im 14. und 15. Jahrhundert (1315) als hier begütert genannten Familie Kirneck von dem herzogl. teckischen Hause: den 10. Nov. 1363 wird ein hiesiger Kirchherr Bruno von Kirneck genannt und den 8. April 1437 wurden Hans von Kirneck und die hiesige Bauerschaft wegen eines Streites über ein Haus an der Kirchmauer durch das Rottweiler Gericht an den Herz. Ludwig von Teck, Patriarchen zu Aquilea, als Lehensherrn der Kirche gewiesen. Später besaßen die Herren von Zimmern unter Anderem den hiesigen Kirchensatz: den 12. Okt. 1514 trat Johann Wernher von Z. denselben, Großzehenten und sonstige Rechte allhier an seinen Bruder Wilhelm Wernher ab, wobei er sich nur ein Weiherlein vorbehielt, allein im J. 1523 verkaufte Wilhelm Wernher den Kirchensatz, die Mühle, das Fischwasser nebst etlichen Gärten und dem großen Zehenten an die Bruderschaft zu Rottweil um 500 fl. (Pfarrbeschr.; vgl. Ruckgaber, Zimmern 171, 191).

In den Jahren 1773–1780 erregte eine hiesige Scheinheilige, Monika Mutschler, welche vorgab, daß sie keine menschlichen Bedürfnisse mehr kenne, weder Speise noch Trank zu sich nehme, sondern nur von dem alle 3 Tage genossenen h. Abendmahl sich nähre, große Aufmerksamkeit unter den niederen und höheren Ständen auch auf größere Entfernung hin, allein der Rottweiler Magistrat entdeckte durch strenge Bewachung derselben den Betrug, daß sie des Nachts sich das Essen und Trinken wohl schmecken ließ, und sie wurde daher im März 1781 verurtheilt, daß sie am Wochenmarkt eine Stunde lang mit einem ihr angehängten Täfelchen mit der Aufschrift: Strafe der betrügerischen Scheinheiligkeit, öffentlich ausgestellt werde.

Den 6. November 1760 wurde hier geboren Landolin Ohnmacht, einer der vorzüglicheren Bildhauer aus der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts. Bei Melchior in Frankenthal und auf Reisen gebildet, wirkte er hauptsächlich in Straßburg, wo er im J. 1801 das Denkmal für den General Desaix fertigte und den 31. März 1834 starb. Von seinen Arbeiten werden die Denkmäler Oberlins, Blessigs und Haffners, eine Psyche und Hebe als die vorzüglichsten gerühmt (vergl. Strobel, Gesch. d. Elsasses 6, 624).

Das Kl. Rottenmünster erwarb hier 1295 eine Hube von Ritter Bentz Stöckli von Möringen und seinem Schwager Haug von

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Rottweil. H. Lindemann, Stuttgart 1875, Seite 398. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottweil0398.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)