Seite:OARottweil0416.jpg

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Handwerker beschränken, unter denen die Leinweber, die auch nach außen arbeiten, am stärksten vertreten sind. Als Nebengewerbe werden Strohhüte für die Fabrik in Schramberg geflochten. Eine Schildwirthschaft und zwei Kramläden sind vorhanden. Die Vermögensverhältnisse gehören zu den geringeren im Bezirke, indem der vermöglichste Bürger nur 25 Morg., die mittelbegüterte Klasse 6 Morg. und die ärmere Klasse gar kein Grundeigenthum besitzt. Auf angrenzenden Markungen haben die Ortsbürger etwa 30 Morgen, dagegen die Einwohner von Täbingen etwa 60 Morgen Güter auf Gößlinger Markung. Unterstützung von Seiten der Gemeinde genießen gegenwärtig 5 Personen.

Die kleine Markung, von der überdieß noch ein ziemlicher Theil mit Wald bestockt ist, hat, mit Ausnahme der Hochebene und der Thalsohle, eine sehr bergige, von dem Schwarzenbach-Thal tief durchfurchte Lage und einen etwas naßkalten, schweren, jedoch fruchtbaren Boden, der an den Abhängen aus den Zersetzungsprodukten der verschiedenen, vorherrschend thonigen Keuperschichten, auf der Hochebene aber aus den Verwitterungen des Liassandsteins und Liaskalks besteht. In der Thalebene haben sich den Wiesenbau begünstigende Alluvionen abgelagert. Liaskalk- und Stubensandsteinbrüche sind mehrere vorhanden, auch besteht eine Sandgrube.

Die Gegend ist ziemlich rauh und nebenbei starken Winden sehr ausgesetzt, dagegen kommt Hagelschlag selten vor. Die Landwirthschaft wird so gut, als es die Verhältnisse erlauben, getrieben; die Felder sind theils wegen der bergigen Lage, theils weil man, um zum ebenen Terrain zu gelangen, große Steigen zu passiren hat, schwer zu bebauen und erheischen mehr Zeit und Kraftaufwand als in anderen Orten. Verbesserte Ackergeräthe und landwirthschaftliche Neuerungen haben bis jetzt noch keinen Eingang gefunden; indessen sucht man durch fleißig gesammelte Düngungsmittel, wie auch durch Gips und Asche den Boden immer mehr zu verbessern und den Ertrag desselben zu steigern. Man baut die gewöhnlichen Getreidearten und von diesen vorzugsweise Dinkel, der sehr gut geräth, ferner Kartoffeln, Futterkräuter (Luzerne und Esparsette) und in neuerer Zeit Hopfen mit sehr gutem Erfolg; von den Getreideerzeugnissen können jährlich etwa 500 Scheff. auf der Schranne in Rottweil abgesetzt werden. Der Wiesenbau liefert mit wenig Ausnahme gutes Futter, von dem zum Nachtheil der Landwirthschaft viel nach außen verkauft wird. Die Wiesen sind durchaus zweimähdig und können nicht bewässert werden. Die nicht bedeutende Obstzucht beschäftigt sich hauptsächlich mit spätblühenden Sorten, namentlich mit Goldparmänen und von Steinobst mit Zwetschgen; das Obst geräth nicht gerne und der

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Rottweil. H. Lindemann, Stuttgart 1875, Seite 416. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottweil0416.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)