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Den 10. Februar 1817 kaufte der Geh. Hofrath Friedrich Cotta zu Stuttgart (s. ob. S. 391), nachdem der Ort inzwischen unter württembergische Landeshoheit gekommen war (s. ob. S. 156), von dem Freiherrn Franz Xaver von Bach in Verbindung mit dessen Tochter Wilhelmine, Gemahlin des württ. Landvogts Freiherrn von Stain, seinen ehemals ritterschaftlichen Gutsantheil zu Oberhausen und Hausen am Thann, Lehen und Eigenthum (darunter insbesondere das Schloß mit Ökonomiegebäuden, die ehemalige niedere Gerichtsbarkeit, das Patronatrecht), von dem genannten Herrn von Stain insbesondere noch den ihm als privatives Eigenthum zugehörigen Wenzlauer oder Lochenhof (s. u.), sämtliches um die Summe von 120.000 fl. und je 1000 fl. Schlüsselgeld an die von bachische und von stainische Ehefrauen. Den 10. Juni 1777 hatte übrigens die bachische Familie dem Kloster Rottenmünster das Allodialgut Oberhausen mit Zugehör, bestehend aus dem Oberhauser-, Wald- und Sennerwaldhof, verkauft, welches in Folge der Säkularisation des Klosters an den Staat übergegangen war. Die Auslosung dieses Gutes übernahm nun der Herr von Bach, der es dem Käufer um die stipulirte Auslosungssumme von 75.000 gleichfalls überließ.

Zwischen der Gutsherrschaft und den Unterthanen gab es übrigens wegen verschiedener Punkte z. B. Frohnen, Wunn und Waid, Waldung, Allmand u. a. m. öfters Streitigkeiten, welche durch commissarische Urtheile, Vergleiche, Recesse beigelegt wurden, bezw. werden sollten, so den 13. Sept. 1605, 28. Mai 1626, 25. Sept. 1688, 7./11. Juli 1690, 14. Juni 1732.

Hausen gehörte mit dem hiesigen Zehenten in alter Zeit zur Pfarrei Thieringen, als aber diese reformirt wurde, während Hausen katholisch blieb, waren dessen Einwohner nach Schömberg gewiesen. Am Ende des 16. Jahrhunderts wird übrigens schon eine hiesige Kapelle genannt und den 28. Mai 1694 wurde auf Antrieb Veit Bennos von Stuben, der sich, wie auch seine Gemahlin Maria Johanna geb. Freiin von Hohenberg, um die Kirche und Pfarrei große Verdienste erwarb, unter Mitwirkung der Gemeinde eine eigene Pfarrei hier errichtet. Ihr folgte eine eigene Schloßkapelle zu Oberhausen.

Im J. 1711 wurde auf dem Gut Oberhausen die berüchtigte Wilhelmine von Grävenitz mit dem Grafen Joh. Franz Ferd. von Würben durch den Pfarrer des benachbarten Thieringen getraut (vergl. Pfaff, Wirt. Gesch. III, 2. S. 132 und Spittler Werke 12, 349); ihr Bruder, der Oberhofmarschall Friedr. Wilh. v. Grävenitz, heirathete allhier den 11. Juni 1704 als Wittwer die Maria Franziska Antonia von Stuben, und dieses Ehepaar stiftete im J. 1720 500 fl. zur Ortspfarrei.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Rottweil. H. Lindemann, Stuttgart 1875, Seite 426. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottweil0426.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)