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1864, 1866 und 1869 vorgekommenen Hagelschläge etwas vermindert worden; der vermöglichste Ortsbürger besitzt 108 Morgen, die mittelbegüterte Klasse 50–55 Morgen und die minderbemittelte Klasse 5 Morgen Grundeigenthum. Auf angrenzenden Markungen haben einige Bürger im Ganzen 15–20 Morgen. Unterstützung von Seiten der Gemeinde erhalten gegenwärtig 3 Personen.

Die mittelgroße Markung besteht, mit Ausnahme der tief und schroff eingeschnittenen Thäler der Eschach, des Fischbachs und des Teufenbachs, aus einer welligen, theilweise hügeligen Hochebene und hat einen mittelfruchtbaren, häufig steinigen Boden, der aus den Zersetzungsprodukten des Muschelkalkdolomits (Malmboden), des Hauptmuschelkalks, der Anhydritgruppe, des Wellendolomits und des Wellenkalks besteht, und im allgemeinen ein leichter, etwas hitziger Boden genannt werden darf. Zur Verbesserung des Bodens wird außer den gewöhnlichen Düngungsmitteln auch Gips, Kompost, Wellenmergel und Asche angewendet. Ein Muschelkalksteinbruch, eine Lehmgrube und eine Sandgrube sind vorhanden.

Das Klima ist ziemlich rauh und feinere Gewächse, sogar das Obst, zeigen kein gutes Fortkommen; auch ist die Gegend starken Winden ausgesetzt und wird nicht selten von Frühfrösten und kalten Nebeln heimgesucht. Hagelschlag kam früher selten, einmal im Jahre 1816, dagegen in neuerer Zeit mehrfach vor (s. oben).

Die fleißig betriebene Landwirthschaft wird durch die Steigen, welche von dem Ort aus zu den meisten Feldern führen, und durch die theilweise steile Lage der Güter an den Thalabhängen sehr erschwert; mit Anwendung verbesserter Ackergeräthe (Brabanterpflug, eiserne Egge, Walze, Dreschmaschine) kommen zum Anbau die gewöhnlichen Cerealien nebst Mengfrucht, Kartoffeln, Futterkräutern (dreibl. Klee, Luzerne, Esparsette), etwas Reps, Mohn, Flachs und in neuerer Zeit auf 21/2 Morgen Hopfen; Hanf wird ziemlich viel gebaut und auch theilweise nach außen verkauft. Von den Getreidefrüchten können jährlich 2000 Schffl. nach Rottweil und Villingen, Stadt, abgesetzt werden. Der ziemlich ausgedehnte Wiesenbau liefert größtentheils gutes, und nur an einzelnen Stellen saures Futter, das durchweg im Ort verbraucht wird, überdieß muß noch von außen zugekauft werden. Die Wiesen, von denen nur einige bewässert werden können, sind alle zweimähdig.

Von geringer Bedeutung ist die mit späten Sorten sich beschäftigende Obstzucht, deren Ertrag nicht einmal das örtliche Bedürfniß deckt. Indessen hat die Gemeinde zur Hebung der Obstzucht eine Baumschule mit 800 Jungstämmen anlegen lassen und einen besonderen Baumwart aufgestellt.

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Rottweil. H. Lindemann, Stuttgart 1875, Seite 456. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottweil0456.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)