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Irslingen,
mit Maria Hochheim und Wildeck,
Gemeinde III. Klasse mit 616 Einwohnern, worunter 3 Evangelische und 3 Israeliten. Kath. Pfarrei; die Evangelischen sind nach Trichtingen (OA. Sulz) eingepfarrt. 2 Stunden nördlich von der Oberamtsstadt gelegen.

Der sehr ansehnliche, größtentheils weitläufig gebaute, mit Obstbaumgärten umgebene Ort hat auf dem zwischen der Keuperterrasse und dem Neckarthale sich ausbreitenden, getreidereichen Flachlande eine freundliche freie Lage; die theils ansehnlichen, theils mittelgroßen, getünchten und ziegelbedachten Bauernwohnungen, an welche beinahe durchgängig die Scheunen angebaut sind, stehen unregelmäßig an den meist breiten gut unterhaltenen Ortsstraßen. Eine Vicinalstraße nach Gößlingen und weiter hin nach Schömberg, welche zugleich noch auf der Markung die Rottweil–Böhringer Vicinalstraße kreuzt, vermittelt den Verkehr mit der Umgegend.

Die sehr schöne und große Kirche wurde 1865 durch den Baumeister Hetzinger von Rottweil im neuromanischen Stil an der Stelle der früheren gothischen Kirche erbaut; sie ist dem hl. Martin geweiht, steht frei an der Ostseite des Dorfes und macht einen wirklich großartigen Eindruck. An der Westfront erhebt sich der Thurm in drei hohen Geschossen und endigt in vier Giebel, die ein schlankes achtseitiges Zeltdach tragen. Thurm, Langhaus und der vieleckig schließende schmälere, mit Strebepfeilern besetzte Chor haben glückliche


    Salemer Urkunden genannten Herrn von Wildenstein dürften eher im Donauthale angesessen gewesen sein, wogegen freilich bei Konrad, Heinrich und Friedrich von W., welche den 4. März 1262 zu Rottenmünster ihre Besitzungen in Hausen dem Kl. Salem gegen 4 M. S. übergeben (Mone 3, 71), die Beziehung zu unserem Wildenstein näher liegt. Endlich ist es bei dem oder wohl richtiger den Anselm von Justingen, welche in der 2. Hälfte des 13. und in der 1. des 14. Jahrhunderts zu Wildenstein angesessen erscheinen und darnach sich schreiben, wegen ihrer Beziehungen einerseits zu den Grafen von Veringen und dem Kloster Heiligkreuzthal, andererseits zu den Grafen von Hohenberg nicht sicher, mit welchem der beiden W. sie in Verbindung zu bringen sind. Vrgl. hierüber namentlich Mone Zeitschr. f. Gesch. des Oberrheins 1, 329. 343. 347; 2, 342; 3, 71; 8, 335 f.; 16, 401. Mitth. des Vereins f. Gesch. und Alterthumskunde in Hohenzollern 3, 58; 4, 18. Schmid Hohenberg 398 ff. und öfters. Stälin 4, 832. 836.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Rottweil. H. Lindemann, Stuttgart 1875, Seite 460. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottweil0460.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)